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Raue Umwelt fördert Fürsorge von nicht eigenem Nachwuchs

Gesellschaften, die mit unberechenbarem Klima kämpfen, sorgen sich häufiger um nicht leibliche Kinder. Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung der Universität Zürich (UZH), die im Fachmagazin "Proceedings B" der Royal Society erschienen ist. Fürsorge für die Nachkommen anderer kommt nicht nur bei verschiedenen Säugetier- und Vogelarten vor, sondern auch bei Menschen.

Dieses Verhalten sei für die menschliche Lebensgeschichte zentral, schreiben die Forschenden. Die Pflege nicht leiblicher Kinder mag auf den ersten Blick erstaunen: Immerhin investieren nicht leibliche Eltern beträchtliche Ressourcen für fremden Nachwuchs, doch erhalten sie gleichzeitig keinen unmittelbar erkennbaren biologischen Vorteil. In einer umfassenden Studie analysierte ein internationales Forscherteam um den Verhaltenspsychologen Jordan Martin, der auch an der UZH forscht, wann sich sogenanntes alloparentales Verhalten entwickelt.

Säuglingspflege

Sie fanden heraus, dass gemeinschaftliche Säuglingspflege in Regionen mit unberechenbarem Klima, geringerem mittleren Jahresniederschlag und tieferen Temperaturen stärker ausgeprägt ist als in anderen. Hingegen nimmt die alloparentale Fürsorge in Gesellschaften ab, denen häufig Hungersnöte widerfahren. Die Forschenden schließen aus den Ergebnissen, dass sich die Fürsorge von nicht eigenem Nachwuchs bei Menschen entwickelt hat, um die Risiken einer rauen Umwelt abzufedern.

Die zugrunde liegenden Daten der Studie entnahmen sie der Datenbank für Orte, Sprachen, Kultur und Umwelt (D-PLACE). Diese führt die kulturellen, sprachlichen, ökologischen und geografischen Informationen von mehr als 1.400 vorindustriellen Gesellschaften zusammen. Die Forscher fokussierten sich auf die 141 Gesellschaften, zu denen Informationen für das Säuglingspflegeverhalten vorhanden sind.