Die häufigsten Krebsarten in Österreich
Österreich belegt in internationalen Vergleichen seit Jahren regelmäßig vorderste Ränge, wenn es um die Versorgung von Krebspatienten insgesamt geht. Doch es gibt durchaus Verbesserungsmöglichkeiten, stellten Montagabend Experten bei einem Hintergrundgespräch in Wien anlässlich der Veröffentlichung des ersten österreichischen Krebsrahmenprogramms fest.
Magdalena Arrouas vom Gesundheitsministerium hat die jahrelangen Arbeiten zu dem Projekt mit einem Fachbeirat koordiniert. "Wir haben gute bis sehr gute Ergebnisse bei den Überlebensraten der Krebspatienten. Es gibt aber an verschiedenen Stellen Verbesserungsbedarf", sagte sie.
38.000 erkranken jährlich
In Österreich erkranken pro Jahr derzeit 38.000 Menschen an Krebs. Es gibt rund 20.000 Todesfälle. Während unter Einrechnung der demografischen Entwicklung sowohl die Erkrankungs- als auch die Mortalitätsraten abnehmen, wird in den kommenden Jahrzehnten - durch die immer besseren Behandlungsmöglichkeiten - die Zahl der in Österreich mit Krebs lebenden und medizinisch zu versorgenden Menschen bis 2030 um rund 100.000 ansteigen, betonte der Grazer Onkologe Hellmut Samonigg.
Darauf ist das österreichische Gesundheitswesen nicht unbedingt perfekt vorbereitet, zum Teil weil es einfach an den entsprechenden Daten für gesundheitspolitische Entscheidungen fehlt. Magdalena Arrouas: "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das epidemiologische Krebsregister auf moderne Beine zu stellen. Es hat sich gezeigt, dass es Disparitäten in der Versorgungsstruktur gibt."
An sich könnte die Krebsmedizin zufrieden sein. Richard Greil, Onkologe von der Universitätsklinik für Innere Medizin in Salzburg, betonte: "Wir sehen, dass in 28 Jahren die Krebsmortalität um 38 Prozent abgenommen hat." Zwischen 1995 und 2000 betrug die Abnahme vor allem durch den medizinischen Fortschritt jährlich 0,8 Prozent, zwischen den Jahren 2000 und 2005 jährlich sogar 1,8 Prozent. Die häufigste Krebsart bei Männern ist Prostatakrebs, bei Frauen Brustkrebs (siehe Grafik).
Zeit bis zur Diagnose
Doch es fehlen in Österreich Detaildaten, um sich Probleme genauer anschauen zu können. So hängt ein Drittel der Unterschiede im Überleben von Krebspatienten schlicht und einfach davon ab, wie schnell sie Zugang zu diagnostischen Schritten haben. Wie lange das beispielsweise in welchen Regionen in Österreich dauert, womit schließlich im Einzelfall behandelt wird und um welche Tumorart bis hin zu molekularen Eigenschaften der Krebszellen es sich handelt, darüber gibt es in Österreich in vielen Fällen keine guten Vergleichsdaten. Dabei, so Monika Hackl von Statistik Austria, werden viele der Informationen an sich schon erhoben, nur eben nicht wirklich verwertbar registriert.
Das österreichische Krebsrahmenprogramm soll laut der Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner, vor allem als Strategiepapier von der Krebsprävention über Diagnose und Therapie bis hin zur Palliativversorgung dienen. "Bei der Palliativversorgung (Betreuung von Kranken im Endstadium; Anm.) haben wir in Österreich eine massive Aufholjagd gemacht. Beim Hospizsystem ist aber die Finanzierung nicht ganz gesichert", sagte Samonigg. Auch bei der ambulanten Hospizversorgung gebe es Lücken zu schließen.
Krebs ist die häufigste Todesursache in der Europäischen Union. 2011 (jüngere Zahlen liegen derzeit nicht vor) war demnach Krebs für 26,3 Prozent aller Todesfälle verantwortlich und raffte 1,281 Millionen Menschen hin, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Österreich lag dabei mit einem Wert von 26,4 Prozent an Todesfällen aufgrund von Krebs beinahe exakt im EU-Schnitt
An der traurigen Spitze stehen indes die Niederlande mit 31,9 Prozent, gefolgt von Slowenien (31,3 Prozent) und Irland (30,5 Prozent). Deutlich besser stehen hier Bulgarien (15,6 Prozent), Rumänien (19,1 Prozent) und Litauen (19,9 Prozent) da.
Insgesamt besonders hoch liegt die Krebsrate mit 37,1 Prozent unter jenen Toten, die jünger als 65 Jahre waren. Auch hier ist Österreich mit einem Wert von 38,1 Prozent annähernd im EU-Schnitt, während die Niederlande mit einem Anteil von 48 Prozent erneut an der Spitze stehen - gefolgt von Italien (45,2 Prozent) und Spanien (43,9 Prozent). Am anderen Ende der Skala finden sich die drei baltischen Länder Litauen mit einer Rate von 23,2 Prozent bei den Unter-65-Jährigen, Lettland (24,2 Prozent) und Estland (26,3 Prozent).
In der Altersgruppe über 65 Jahren ging die Zahl der krebsbedingten Todesfälle sogar auf 23,8 Prozent leicht zurück. Hierbei hat Slowenien mit 28,8 Prozent die höchste Rate zu beklagen, noch vor Irland (28,4 Prozent) und abermals den Niederlanden (28,3 Prozent). Den niedrigsten Anteil verzeichnen Bulgarien (12,3 Prozent) und Rumänien (15,2 Prozent).
Den Spitzenplatz in der Todesliste der Krebsarten nahm 2011 der Lungenkrebs ein, der für 20,8 Prozent aller krebsbedingten Toten verantwortlich zeichnete. Der Dickdarmkrebs lag mit 11,9 Prozent auf Platz 2, gefolgt vom Brustkrebs (7,2 Prozent), dem Bauchspeicheldrüsen- (6,1 Prozent) sowie dem Prostatakrebs (5,7 Prozent). Allerdings trifft der Prostatakrebs naturgemäß nur Männer, bei denen er für 10,2 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich zeichnet.
In den vergangenen zehn Jahren sank in der EU die Zahl der Todesfälle um 0,5 Prozent, während diejenigen, die auf Krebs zurückzuführen waren, um 6,3 Prozent in die Höhe schnellten - von 1,206 Millionen 2002 auf 1,281 Millionen 2011. Bei Frauen verlief dieser Anstieg mit einem Plus von 6,6 Prozent noch schneller als bei den Männern (plus 6 Prozent). In absoluten Zahlen liegen die Männer bei den Krebstoten jedoch noch weit vor den Frauen - mit 718.000 gegenüber 563.000 Sterbefällen.