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Neues Wissen über Tuberkulose durch alte Mumien

Einer der Toten trug gleich drei verschiedene Erregertypen in sich. Heute wird bei Patienten üblicherweise nur ein Erregerstamm nachgewiesen.
Die in dem Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnisse gehen auf einen rund 20 Jahre zurückliegenden Mumienfund zurück. 1994 entdeckten Arbeiter in einer Dominikaner-Kirche in Vac nahe Budapest zufällig einen zugemauerten Raum mit den sterblichen Überreste von 265 Menschen, die dort zwischen 1731 und 1838 in Särgen beigesetzt worden waren.
Die extreme Trockenheit sorgte dafür, dass die Leichen nicht verrotteten und natürlich mumifiziert wurden. Sie blieben rund 150 Jahre unentdeckt. Wertvoll ist der Fund auch deswegen, weil es detaillierte Aufzeichnungen zu den Toten gibt, die etwa ihren Namen und den Todestag enthalten.

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Wissenschafter untersuchten die Mumien nun auf TBC-Erreger (Bild). Bei acht Mumien konnten entdeckte Erreger einer DNA-Analyse unterzogen werden. „Fünf der acht Körper unserer Studie hatten mehr als einen Tuberkulose-Typen“, erklärte Studienleiter Mark Pallen von der britischen Warwick-Universität. „Bemerkenswert ist, dass wir bei einem sogar den Beweis für drei verschiedene Stämme erzielten.“
Alle Erreger hatten genetische Merkmale eines Lineage 4 genannten Erregerstammes, der auf die Zeit des spätrömischen Reiches zurückgeht und heute noch für jährlich mehr als eine Million Infektionen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent verantwortlich ist. Dies zeige die genetische „Kontinuität“ des Erregers, der schon in prähistorischer Zeit „im Herzen Europas gewütet“ habe, sagte Pallen.