Neandertaler biss nicht so kräftig zu wie bisher gedacht
Wegen seiner ausgeprägten Kieferknochen schlossen Forscher auch auf eine hohe Beißfähigkeit des Neandertalers. Der Vergleich der Schädelmuskulatur mit jener des modernen Menschen mittels Computersimulationen brachte nun andere Erkenntnisse, berichten britische Wissenschaftler der „Royal Society“ im Fachmagazin Proceedings B.
Die deutlichste Erkenntnis der Forscher: Der Kieferdruck, den die Frühmenschen „Homo heidelbergensis“ unterschied sich nicht wesentlich von jenem, den der moderne Mensch ausübt. Die Simulationen zeigten jedoch, dass der Neandertaler wesentlich mehr Sauerstoff aufnehmen konnte. Dafür verglichen die Forscher Strömungsberechnungen der Atemluft von Neandertalern mit jenen des modernen Menschen in unterschiedlichen Klimaregionen - der Inuit ebenso wie Bewohnern tropischer Gebiete.
Breite Nasen
Die breiten Nasen und großen Nasenlöcher des Neandertalers dürften das größere Atemvolumen begünstigt haben. Er konnte dadurch ein wesentlich größeres Luftvolumen einatmen – und zwar mit wenigen Atemzügen. Das kam ihm bei körperlichen Tätigkeiten – vor allem bei der Jagd– zugute, sagen die Forscher.
Durch seinen gedrungenen, muskulösen Körper hatte der Neandertaler auf der Jagd einen hohen Energiebedarf. Berechnungen gehen von täglich 3360 bis 4480 Kilokalorien aus.