"Monster-DNA": Genforschung soll Geheimnis von Loch Ness lüften
Seit mehr als 1.500 Jahren wird ein riesiges Ungeheuer in den dunklen Tiefen des schottischen Loch Ness vermutet. Ist es ein prähistorisches Meeresreptil, ein böses Monster oder nur der Phantasie von Besuchern entsprungen? Dieser Frage will ein neuseeländischer Forscher nun nachgehen und holt dazu Wasserproben aus dem geheimnisvollen See.
Neil setzt auf die wissenschaftliche Methode der DNA-Analyse, schließt aber überraschende Funde nicht aus. Eigentlich wolle er mithilfe der DNA-Technologie die Biodiversität analysieren, sagt Gemmell von der Universität Otago, während er eine Sonde in den See versenkt. Aber natürlich werde er auch nach Monster-DNA Ausschau halten: "Mehr als tausend Menschen behaupten, dass sie ein Monster gesehen hätten. Vielleicht gibt es da wirklich etwas Außergewöhnliches."
Anrainer Adrian hofft, dass Gemmells Erkenntnisse sein eigenes "Loch Ness Project" zur Erforschung der Artenvielfalt in dem See weiter bringen. "Ich bin sicher, dass einige Arten gefunden werden, die wahrscheinlich noch nicht beschrieben wurden - wahrscheinlich Bakterien", glaubt Shine. "Für den Fall, dass wir etwas anderes finden, bekämen wir wahrscheinlich eine sehr gute Vorstellung davon, um welche Tierart es sich handelt."
Theorien über Nessie gibt es reichlich, mal ist sie ein Überlebender der Dinosaurier-Zeit, mal ein Baumstamm, ein Fisch, ein Watvogel oder schlicht Wellen, die sich unheimlich auftürmen. "Was immer man auf dem Loch sieht und nicht versteht, kann sich in das Loch-Ness-Ungeheuer des Tages verwandeln", sagt Shine schmunzelnd.
Die frühesten Berichte über ein geheimnisvolles Wesen werden dem Heiligen Columban von Iona zugeschrieben, der im sechsten Jahrhundert das Christentum nach Schottland brachte. Zuletzt wurde am 26. März von einem US-Paar eine Sichtung gemeldet.
"Sie beschrieben einen großen Schatten von rund 30 Fuß Länge, der sich unter Wasser bewegte", erzählt Dave Bell, Kapitän eines Touristenbootes mit dem bezeichnenden Namen "Nessie Hunter" (Nessie Jäger). "Im vergangenen Jahr hatten wir eine Rekord-Zahl von insgesamt elf Sichtungen."
Bell selbst hat in seinen vielen Jahren auf dem 39 Meter langen und nur ein bis drei Kilometer breiten See zwar nie etwas gesehen, doch das erschüttert seinen Glauben an ein Ungeheuer keineswegs: "Ich finde es schwer zu glauben, dass sich mehr als tausend Menschen irren können. Zu viele vernünftige, besonnene Leute sagten, dass sie etwas gesehen haben."
Die schottischen Highlands erleben jedenfalls einen Tourismusboom - und das ist nicht allein der Verdienst von Nessie: Inverness ist das Tor zur North Coast 500, einer 500 Meilen (800 Kilometer) langen Route, die auch als "Schottlands Route 66" bezeichnet wird. Nach Angaben der Tourismusbehörde ließ sie die Touristenzahlen in der Region um ein Viertel ansteigen.
"Es sind viel mehr Leute unterwegs", glaubt auch Joanna Stebbings, Leiterin der Rettungsstation von Loch Ness, die 2017 eine Rekordzahl von 33 Einsätzen hatte. "Alle Bootsvermieter, ob Kajaks oder Yachten, sind voll ausgebucht."
Die 56-jährige Andrea Ferguson, Lehrerin aus dem US-Bundesstaat Missouri, ist von Nessie seit ihrer Kindheit fasziniert: "Es gab so viele Sichtungen, dass an der Geschichte etwas Wahres dran sein könnte", meint die Touristin. Der See sei schließlich riesig. "Es ist dunkles Wasser, sehr mysteriös, viel Nebel und große Berge, in Wolken gehüllt, majestätisch und geheimnisvoll - wunderschön!"