Helfen Zwiebelsäckchen gegen Mittelohrentzündungen?
Mittelohrentzündungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen im Baby- und Kleinkindalter. Fast jedes zweite Kind ist noch vor dem ersten Geburtstag mindestens einmal daran erkrankt, oft in Folge einer Erkältung oder anderen Infektion. Symptome können heftige Ohrenschmerzen, Fieber, Erbrechen und Reizbarkeit sein. Die Public-Health-Experten des Info-Service-Portals "medizin transparent" an der Donau-Universität Krems haben nun die Faktenlage geprüft.
Ein traditionelles Hausmittel
Als traditionelles Hausmittel bei einer akuten Mittelohrentzündung wird das Auflegen von Zwiebelsäckchen angepriesen. Dafür werden geschnittene, erwärmte und ausgedrückte Zwiebeln in ein Stofftuch gewickelt und auf das Ohr gelegt. Angeblich wirken die ätherischen Öle der Zwiebel entzündungshemmend und schmerzlindernd. Ob die selbstgemachte Zwiebel-Therapie dieses Versprechen halten kann, lässt sich derzeit allerdings nicht beantworten. Dazu fehlen schlicht Studien.
Traditionelle Hausmittel sind nur selten Gegenstand von gut geplanten, aussagekräftigen Untersuchungen, die lange dauern und viel kosten. Auch andere althergebrachte Methoden für Mittelohrentzündungen sind kaum untersucht oder brachten widersprüchliche Ergebnisse. Das ist schade, weil viele Mütter und Väter gerne auf Therapien wie die Zwiebelsäckchen zurückgreifen würden, die sie als „sanft“ und „natürlich“ empfinden.
Muss man Mittelohrentzündungen unbedingt behandeln?
Doch auch ohne Behandlung heilt eine akute Mittelohrentzündung normalerweise innerhalb weniger Tage ohne bleibende Schäden aus. Eltern sollen mit Arzt oder Ärztin gemeinsam das sinnvollste Vorgehen besprechen. Wenn möglich lautet es „Abwarten und Beobachten“. Nur in seltenen Fällen braucht es Antibiotika. Denn die meisten akuten Mittelohrentzündungen werden von Viren ausgelöst, und gegen Viren richten Antibiotika nichts aus.
Gegen die manchmal starken Schmerzen und das Fieber helfen entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Aus derzeitiger Sicht spricht auch nichts dagegen, nach Absprache mit Arzt oder Ärztin das Auflegen von Zwiebelsäckchen auszuprobieren.
Mehr zum Thema lesen Sie hier.