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Künstliche Befruchtung: Neue Möglichkeit für Eizelluntersuchung

Bei der Präimplantationsdiagnostik (PiD) haben Eltern die Möglichkeit, die Eizelle der Mutter vor der Befruchtung auf genetische Erbkrankheiten untersuchen zu lassen (heißt dann Polkörperdiagnostik), um das Risiko eines späteren Schwangerschaftsabbruchs zu vermeiden. Nach dem neuen Fortpflanzungsmedizingesetz soll das unter gewissen Umständen auch für befruchtete Eizellen möglich sein. Dafür werden ein bis zwei Zellen entnommen, was sich aber nicht auf die Entwicklung des Babys auswirken soll.

Nun funktioniert das aber auch, ohne den Embryo überhaupt anzurühren. Diese aufsehenerregende Entdeckung machte der In-vitro-Fertilisationsexperte Univ.-Prof. Wilfried Feichtinger mit seinem Team am Wiener Wunschbaby Institut. Sie kamen auf die Idee, einen Tropfen der Kulturflüssigkeit zu analysieren, in der eine Blastozyste (Entwicklungsstadium ab 4. Tag nach Befruchtung) aufbewahrt wurde.

In einem Versuch mit einer Eizelle, die eine Monosmie am Chromosom 12 und eine Trisomie am Chromosom 21 hatte (ingesamt nicht überlebensfähig) zeigte die Polkörperdiagnostik dasselbe Ergebnis wie die genetische Untersuchung eines Tropfens aus der Kulturflüssigkeit. Stellen sich die ersten Ergebnisse in weiteren Versuchen als wiederholbar heraus, wäre das eine "medizinische Sensation".

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"Vielleicht könnte man in Zukunft eine Präimplantationsdiagnostik ausschließlich aus der Nährlösung machen, ohne den Embryo überhaupt anzurühren. Nach der Reform des Fortpflanzungsmedizingesetzes dürfen wir ja eine PID aus Blastozysten durchführen. Dazu müssen wir eine Biopsie vornehmen, um zumindest eine Zelle zu gewinnen. Das ist invasiv", sagt Feichtinger. Der Fortpflanzungsmediziner war schon 1981 einer jener Gynäkologen an der Wiener Universitätsklinik im AKH, die erstmals in Österreich eine IVF-Behandlung erfolgreich durchgeführt haben.