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Eizellen einfrieren und die biologische Uhr anhalten

Zuerst hat die Ausbildung so lange gedauert, dann will man die Karriere nicht gleich aufgeben und schließlich muss noch der richtige Partner gefunden werden – Frauen verschieben ihren Kinderwunsch inzwischen so weit nach hinten, dass sie befürchten müssen, ihr Körper könnte nicht mehr mitmachen. Denn ab 35 Jahren nimmt die Qualität der Eizellen und damit die Fruchtbarkeit rapide ab, mitunter kann der Kinderwunsch nicht mehr erfüllt werden.

Eine Möglichkeit, die Fruchtbarkeit zu konservieren, wäre daher die ideale Lösung: Ein Trend aus den USA findet nun auch hierzulande immer mehr Nachfrage. Bei der Kryokonservierung, auch Social Freezing genannt, werden Eizellen bei minus 196 Grad eingefroren und erst dann befruchtet und der Frau wieder eingesetzt, wenn die Bedingungen für sie passen. Klingt praktisch, hat aber viele Haken.

Allem voran ist das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen in Österreich rechtlich nicht ohne medizinische Indikation erlaubt. Heißt: Es darf nur gemacht werden, wenn die Frau unter einer Erkrankung leidet, die ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt – etwa Endometriose, eine hormonelle Auffälligkeit oder gar eine Krebserkrankung, die eine Chemotherapie nötig macht.

Ab 40 sinnlos

Fertilitätszentren bekommen jedoch immer häufiger Anfragen für Social Freezing – und müssen Interessentinnen an Partner-Institute im Ausland verweisen, wo diese Praxis erlaubt ist.

Und selbst da ist sie nicht unbegrenzt einsetzbar, wie Christine Loimer von der Kinderwunschklinik Dr. Loimer erklärt: "Ab einem Alter von 40 Jahren ist die Kryokonservierung sinnlos, weil die Qualität der Eizellen schon so abgenommen hat." Die Methode sei realistisch gesehen am ehesten für die Gruppe der 30- bis 35-Jährigen geeignet, die mit dem Nachwuchs warten wollen.

Keine Baby-Garantie

Es sei außerdem blauäugig zu glauben, man hätte mit den eingefrorenen Eizellen eine Garantie auf eine späte Schwangerschaft, erklärt Univ.-Prof. Andreas Obruca vom Goldenen Kreuz. Er rechnet vor: Durchschnittlich werden bei einer Kryokonservierung in der Regel etwa zehn Eizellen entnommen und eingefroren.

Nach dem Auftauen überleben unabhängig von der Dauer des Einfrierens etwa acht Eizellen. Etwa die Hälfte lässt sich erfolgreich befruchten und wiederum die Hälfte überlebt die ersten fünf Tage. Damit bleiben durchschnittlich zwei überlebensfähige Eizellen zum Einsetzen.

Und das ist noch lange keine Garantie dafür, dass die künstliche Befruchtung dann auch erfolgreich verläuft. Für Gesamtkosten von etwa 3000 Euro also eine kostspielige Baby-Versicherung mit hohem Risikofaktor. Obruca: "Die Frauen haben eine große Erwartungshaltung, dass der Kinderwunsch mit der Kryokonservierung später erfüllt werden kann – wenn das dann nicht klappt, ist die Enttäuschung sehr groß." Eine Garantie könne niemand geben, der seriös arbeitet. Denn der Erfolg einer Schwangerschaft hängt nicht nur von der Qualität der Eizellen ab, sondern auch vom Alter der Mutter, ihrem Lebensstil und vielen Umweltfaktoren.

minus 196 Grad

Darunter versteht man das Einfrieren von Eizellen in flüssigem Stickstoff bei –196 Grad Celsius. In Österreich dürfen dem Fortpflanzungsmedizin- gesetz zufolge nur befruchtete Eizellen und Samen für höchstens 10 Jahre gelagert werden. Das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ist für Österreicherinnen daher nur in Fortpflanzungs- kliniken im Ausland möglich (die meisten österreichischen Kliniken arbeiten mit Partnerkliniken im Ausland). Ausgenommen von dem Verbot sind Frauen, die unter einer fruchtbarkeits- mindernden Erkrankung leiden.

Das Verfahren

Wer seine Eizellen einfrieren lassen will, unterläuft quasi eine halbe Behandlung für eine künstliche Befruchtung. Zunächst gibt es eine Hormonbehandlung, damit die Frau mehr Eizellen produziert. Diese werden dann unter Narkose entnommen und eingefroren – im Schnitt etwa zehn Eizellen. Die Qualität der Eizellen nimmt beim Einfrieren nicht ab. Eine genetisch intakte Eizelle ist nach dem Auftauen genauso intakt. Je nach Alter der Frau nimmt die Anzahl der intakten Eizellen jedoch ab. Bei einer 35-Jährigen ist statistisch gesehen etwa die Hälfte defekt.