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Chanukka fällt heuer mit Heiligen Abend zusammen

Stille Nacht, heilige Nacht“, klingt es morgen Abend in vielen österreichischen Wohnzimmern. Zur selben Zeit singen und feiern auch die jüdischen Familien: Ihr achttägiges Chanukka-Fest beginnt heuer ebenfalls am 24. Dezember. Ein Zufall, der nur fünf Mal im Jahrhundert vorkommt. Chanukka findet in der Zeit zwischen Ende November und Ende Dezember statt, weil sich der jüdische Kalender nach dem Mond richtet. Im kommenden Jahr fällt Chanukka bereits auf den 12. Dezember und ist vor dem Heiligen Abend vorbei.

Die beiden Lichter-Feste verbindet mehr als nur die Jahreszeit. Kurz vor oder nach Jesu Geburt wurde in seiner Heimat, dem heutigen Israel, Chanukka gefeiert. Das könnte ihn geprägt haben, denn im Johannes-Evangelium wird er mit dem Satz zitiert: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Lichterfest erinnert an Wunder

Das jüdische Lichterfest entstand im Jahr 165 vor Christi Geburt als Erinnerung an mehrere Wunder. Eine kleine Gruppe jüdischer Rebellen in Israel siegte überraschend gegen die Besatzer, die den Juden statt ihres eigenen Glaubens die Götter aufzwingen wollten. Das war das erste Wunder, sagt die Legende. Im verwüsteten Tempel wurde nur ein kleines Ölkännchen gefunden. Nicht genug, um den berühmten siebenarmigen Leuchter lange genug zu erleuchten, bis neues Öl produziert wurde. Das zweite Wunder: Das Öl für den heiligen Leuchter reichte sogar für acht Tage. Darum werden zu Chanukka an acht Tagen Kerzen entzündet.

Daraus ergeben sich die Fest-Traditionen: die Beschäftigung mit Licht und Dunkelheit als philosophische Frage sowie das gemeinsame Anzünden der Kerzen. Und das Essen von Gerichten, die mit Öl gemacht werden, wie Krapfen und Kartoffelpuffer namens Latkes.

Unbekannte Traditionen

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Diese Traditionen sind vielen unbekannt und daher wundern sich manche Christen, dass nicht alle Familien Weihnachten feiern. Wie kann es sein, dass Kinder jetzt keine Geschenke bekommen? Als Direktorin des Jüdischen Museums in Wien ist Ex-ZiB-Moderatorin Danielle Spera solche Fragen gewöhnt. „Bei der Familien-Führung am kommenden Sonntag kann jeder selbst Chanukka erleben. An den Chanukka-Abenden zünden Rabbiner im Museum die Kerzen am großen Leuchter an und singen mit den Besuchern. Das ist immer sehr stimmungsvoll. Die Kinder und Erwachsenen, die zu uns kommen, beeindruckt besonders die Geschichte, dass man auch mit einer kleinen Gruppe von Menschen etwas Großes erreichen kann.“

Kreisel-Spiel für die Kinder

Eine der bekanntesten Aktivitäten des Chanukka-Festes richtet sich vor allem an die Jüngeren. Die ganze Familie spielt mit einem Chanukka-Dreidel um Zuckerln: Die hebräischen Buchstaben auf diesem Kreisel symbolisieren den Satz „Ein großes Wunder geschah dort“. Ursprünglich erhielten die Kinder einige Münzen als Chanukka-Geld, das sie für wohltätige Zwecke spendeten. Spera: „Als unsere Kinder kleiner waren, haben sie an jedem Chanukka-Abend eine symbolische Kleinigkeit, etwa einen Dreidel oder eine Süßigkeit, bekommen.“ Manche Kinder bekommen auch größere Geschenke. Für den Versuch von Familien, ihre unterschiedlichen Wurzeln unter einen Hut zu bringen, gibt es sogar einen scherzhaften Namen: „Weihnuka“.

Erster Weihnachtsbaum

Darum bemühte sich schon im Jahr 1814 die jüdische Gastgeberin Fanny von Arnheim mit ihrer Familie, erzählt Spera. Ihr Salon mit den Künstlern und Intellektuellen Wiens stand zu Zeiten des Wiener Kongresses unter Beobachtung der Staatspolizei. Deren Beamter verfasste am 26. Dezember 1814 einen historischen Bericht: „Bei Arnheims war vorgestern nach Berliner Sitte ein Weihnachtsbaum- oder Christbaumfest. Alle Gäste erhielten Souvenirs vom Baum.“ Das war der allererste Tannenbaum als Fest-Dekoration in Wien.

... das Wort Chanukka hebräisch ist? Es wird auf der ersten Silbe betont und bedeutet „Einweihung“. Das Fest findet jeweils am 25. des Monats Kislev statt.

... jüdische Feiertage immer bereits am Abend anfangen? Die Zeitrechnung beginnt jeweils mit Sonnenuntergang. So wie der Weihnachtsabend bei uns. In anglosächsischen Ländern wird Weihnachten erst ab dem Morgen des 25. Dezember gefeiert.

... auch Ostern mit einem jüdischen Fest zusammenfällt? Beim Pessachfest gedenken die Juden des Auszugs aus Ägypten. Zu den Traditionen zählt der Seder-Abend, bei dem man Mazzebrot verteilt und Wein segnet. Das kommt Ihnen bekannt vor? Experten denken, dass das letzte Abendmahl Jesu so ein Fest war.