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Hohe Quecksilber-Belastung von Fischen aus kalten Seen

Fischen für die Forschung – in kalten Gewässern und in der Literatur. Der Fang der Wissenschaftler um Benjamin Barst vom Water and Environmental Research Center der University of Alaska war fett: Für die Studie lagen schließlich Daten von 1569 Seesaiblingen aus 83 Seen ihres nahezu gesamten Verbreitungsgebietes auf dem Tisch. Das Ergebnis deckt auf: Bei 21 Prozent der untersuchten Fischpopulationen wurde im Mittel eine Quecksilber-Konzentration überschritten, ab der toxische Effekte auftreten können.

Gift setzt Fischen zu

Das giftige Element beeinträchtigt die Fortpflanzung der Fische, verändert die Genexpression und verkürzt letztlich die Lebenszeit. Je älter und größer die Saiblinge waren, desto größer die Quecksilberbelastung.

Tiroler Seen im Test

„Dass Quecksilber Fische belastet, ist keine Überraschung. Aber es gab noch keine so große Studie – die Seen liegen mehr als 1000 Kilometer auseinander“, sagt Günter Köck vom Institut für vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, er hat die heimischen Daten filetiert: Bei den Saiblingen aus den beiden Tiroler Hochgebirgsseen – dem Schwarzsee ob Sölden und dem Rotfelssee – waren die Wert vergleichsweise niedrig. „Allerdings waren die Quecksilber-Konzentrationen von Fischen aus den beiden Seen sowohl 2007 als auch 2011 höher als noch 1994“, sagt Köck. Für seriöse Schlussfolgerungen brauche es weitere Untersuchungen.

Bakterien

Überregional steht mit der vorliegenden Arbeit – veröffentlicht im Fachjournal Environmental Toxicology and Chemistry – fest: Seesaiblinge aus den Permafrostgebieten Kanadas und Grönlands sind am stärkten betroffen; stärker als jene Bestände aus Norwegen, Frankreich und eben Österreich. Hierzulande wurde der arktische Fisch, der mit der letzten Eiszeit in den Süden drängte, später jedoch vielerorts wieder verschwand, unter Kaiser Maximilian erneut angesiedelt.

Mensch isst mit

„Für die Fische ist die Situation relativ drastisch“, sagt Köck. Der Klimawandel trägt „eindeutig“ dazu bei. Die Erderwärmung lässt die Permafrostböden tauen, dadurch gelangt mehr gelöster organischer Kohlenstoff in die Seen. Dies verbessert die Lebensbedingungen von Bakterien und erhöht die Verfügbarkeit des Metalls für die Fische. Auch das Verbrennen fossiler Energie bringt die Schwermetalle über die Atmosphäre in die Seen. Das metallische Quecksilber wird in den Gewässern und in umliegenden Feuchtgebieten in das hochgiftige Methylquecksilber umgebaut. Diese Form des Schwermetalls gelangt sehr leicht in die Zellen von Lebewesen und reichert sich in der Nahrungskette an. Nicht zuletzt isst der Mensch mit.

Risiko wahrscheinlich noch größer

„Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Quecksilber-Konzentration für Seesaiblinge ein erheblich größeres Risiko als bisher gedacht“, sagt Köck. Denn im Labor werden meist pflegeleichte Dickkopfelritzen verwendet. Sie sind gegenüber Schadstoffen deutlich weniger empfindlich als Salmoniden. Köck schließt: „Wir sollten uns das Problem im Labor und im Freiland genauer anschauen.“