Wissen/Gesundheit

Schweden kämpft mit Löffeln gegen Genitalverstümmelung

Am 6. Februar wurde wie jedes Jahr der Tag für "Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung" begangen. Im Zuge dessen warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor, dass die Praxis in Ländern wie Afrika, im Nahen Osten und etwa in Indonesien nach wie vor verbreitet ist.

Löffelinitiative

In Schweden geht man nun mit einer praktischen und für betroffene Mädchen lebensnahen Aktion gegen die brutale Praxis vor. In der schwedischen Großstadt Göteborg wird Mädchen, die fürchten wegen einer Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung ins Ausland gebracht zu werden, geraten, einen Löffel in ihre Unterwäsche zu stecken, bevor sie die Sicherheitskontrolle am Flughafen durchlaufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Göteborger Flughafen angewiesen worden, wie sie unter solchen Umständen reagieren sollen.

"Der Löffel löst Metalldetektoren aus, wenn man durch die Sicherheitskontrolle geht. Man wird dann beiseite genommen und kann privat mit den Mitarbeitern sprechen", sagte Katarina Idegard, die in Schwedens zweitgrößter Stadt für die Bekämpfung von Gewalt gegen und Tötungen zur Verteidigung der Ehre bei Frauen zuständig ist. Für viele Mädchen und junge Frauen sei dies "die letzte Chance, Alarm zu schlagen".

Alle Inhalte anzeigen

Es gebe in Schweden keine genauen Daten über die Zahl der Mädchen, die wegen einer Zwangsheirat ins Ausland gebracht werden. Bei einer nationalen Hotline seien im vergangenen Jahr jedoch 139 Anrufe betreffend Kinder- oder Zwangsheirat eingegangen.

Göteborgs Beispiel sollen auch andere schwedischen Städte folgen. Ursprünglich stammt die Idee von der britischen Wohltätigkeitsorganisation Karma Nirvana. Der Organisation zufolge habe die Löffeltaktik bereits eine Reihe von Mädchen in Großbritannien vor einer Zwangsheirat bewahrt.

8.000 betroffene Frauen in Österreich

Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 leben bis zu 38.000 genitalverstümmelte Mädchen und Frauen in Schweden. Darunter in Somalia, Eritrea, Äthiopien, Ägypten und Gambia geborene Frauen. In Österreich leben Schätzungen zufolge etwa 8.000 Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Diese Zahl stammt aus dem Jahr 2006. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein.

Insgesamt leben weltweit schätzungsweise mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen mit verstümmelten Genitalien in etwa 30 Ländern. Seit 1997 hätten in Afrika und im Nahen Osten 26 Länder die Praxis verboten, sie sei aber weiter sehr verbreitet.