Wissen/Gesundheit

Psychische Belastung für Großeltern während der Pandemie

Großeltern, die während der COVID-19-Pandemie ihre Enkelinder nicht betreuen konnten oder das Ausmaß der Betreuung reduziert mussten, zeigten eine geringere Lebenszufriedenheit und Lebensqualität. Dies geht aus einer Studie des University College London, der Universität Wien und der Universität Florenz hervor.

Weitgehend isoliert

Das Forscherteam hat in dieser Studie den Fokus auf die psychische Gesundheit und die breit gefächerten Bedürfnisse von älteren Menschen gelegt, die unter dem Verlust ihrer familiären und gesellschaftlichen Rolle leiden.

Untersucht wurden 2.468 englische Großeltern im Alter über 50 Jahren mit Enkelkindern unter 15. Im Februar 2020, kurz vor Ausbruch der Pandemie, war die Hälfte der Großeltern in die Betreuung ihrer Enkelkinder eingebunden. Aufgrund der im ersten Pandemiejahr propagierten Vorsichtsmaßnahmen gab ein Viertel an, seine Enkelkinder kaum mehr zu sehen. Weitere zehn Prozent waren komplett isoliert.

Depressive Symptome

Mehr als ein Drittel aller Befragten, die ihre Enkelkinder in den ersten neun Monaten der Pandemie gar nicht betreuten, litten dann im November und Dezember 2020 zu einem hohen Maß unter depressiven Symptomen, wie beispielsweise Traurigkeit oder Schlafstörungen. Auch gaben die Befragten ihre Lebenszufriedenheit und Lebensqualität als verringert an.

Erstautor Giorgio Di Gessa von der University College London interpretiert die Ergebnisse folgendermaßen: "Sich um die eigenen Enkelkinder zu kümmern gibt vielen Großeltern ein Gefühl von emotionaler Befriedigung, von Nützlichkeit und Kompetenz, was sich positiv auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. In solche Familienaktivitäten involviert zu sein, kann also ein Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit vermitteln, was generationenübergreifende Beziehungen und ein positives emotionales Verhältnis fördert und somit auch der psychischen Gesundheit zuträglich sein kann."

Ältere benötigen mehr Aufmerksamkeit

Co-Autorin Valeria Bordone von der Universität Wien schlussfolgert: "Wenn physische Abstandsregeln weiterhin oder auch bei zukünftigen Pandemien eine Schlüsselstrategie bleiben, um Risikogruppen vor COVID-19-Varianten oder anderen Erkrankungen zu schützen, sollten wir der psychischen Gesundheit und den umfassenden Bedürfnissen von älteren Menschen besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn sie sind diejenigen, die potenziell stark unter dem Verlust ihrer so bedeutenden Rolle in Familie und Gesellschaft leiden."