Wissen/Gesundheit

Psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mangelhaft

Laut einer im Journal "Neuropsychiatrie" publizierten Studie der MedUni Wien gibt es in der heimischen Kinder- und Jugendpsychiatrie deutliche Defizite: Zum einen fehle es an ausreichenden therapeutischen Einrichtungen, andererseits gäbe es zu wenig Ausbildungsplätze für Fachärzte in diesem Bereich, hieß es am Dienstag.

Eigenes Fach seit 2007

Seit die Kinder- und Jugendpsychiatrie 2007 ein medizinisches Sonderfach wurde, hätte sich die Situation verbessert. Doch es gäbe noch immer große Unterschiede zwischen den Bundesländern und insgesamt großen Reformbedarf, heißt es in der Studie. Sie wurde von Rainer Fliedl und Andreas Karwautz von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) erstellt, die Gesellschaft ist an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien situiert.

Daten aus sieben Jahren analysiert

Analysiert wurden Daten von 2012 bis 2019. Aufbauend auf der "Mental Health in Austrian Teenagers (MHAT)-Studie" würde fast jeder vierte Jugendliche hierzulande an einer psychischen Störung leiden. Das wären 170.800 Jugendliche, von denen 106.800 akut behandlungsbedürftig sind.

Nur 22 ambulante Einrichtungen

Insgesamt gibt es 22 ambulante Einrichtungen in Österreich. Vor allem in den flächenmäßig größeren Versorgungsregionen wie in Oberösterreich und der Steiermark wären laut Studie weitere Standorte dringend nötig.

Offen sei auch eine Integration von international üblichen mobilen Versorgungsmöglichkeiten, wie "Home Treatment" bei Diagnosen von Ess-Störungen oder Autismus, um lange Klinikaufenthalte vermeiden zu können. Hierbei kommen Therapieformen wie z.B. Psychotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie und Physiotherapie ineinandergreifend zum Einsatz.

Mehr Kassenplätze nötig

Entwicklungsmöglichkeiten ortet Fliedl im Bereich der Kassenplätze, da es insbesondere im Burgenland und in der Steiermark momentan ausschließlich Privatordinationen gibt. Und es sei wichtig, regelmäßig mehr als zwanzig Fachärzte und Fachärztinnen pro Jahr auszubilden. Diese Quote werde momentan nicht immer erreicht.