Wissen/Gesundheit

Corona: Uni Graz zufolge dauert Massentest in Österreich Monate

Die Universität Graz beschäftigt sich mit der Frage, ob Massentests für neun Millionen Menschen in Österreich innerhalb von wenigen Wochen überhaupt möglich sind. Derzeit werden täglich rund 30.000 Menschen in Österreich auf SARS-CoV-2 getestet. Laut dem Logistik-Forscher Marc Reimann könnte realistisch betrachtet eine Durchtestung der gesamten Bevölkerung zwischen vier und sechs Monate dauern, wie es am Freitag der Universität Graz zufolge hieß.

Die Bundesregierung hatte Massentests für Dezember angedacht, um die Coronavirus-Infektionen in Schach zu halten. Die Slowakei hat mit der Testung bereits begonnen, unter anderem mit Unterstützung von österreichischen Soldaten.

1.000 Stationen, 15 Std. täglich

Logistikforscher Reimann hat Berechnungen angestellt: Gefragt war - unter der Voraussetzung, dass sich wirklich alle Österreicher auf SARS-CoV-2 testen lassen - ob man alle Österreicher innerhalb eines Monats durchtesten kann. Die überaus optimistischen Annahmen: "Alle drei Minuten wird eine Probe genommen, an den Teststationen entsteht nie - im gesamten Monat - auch nur eine winzige Pause." Um diese Zahl zu erreichen, müsste man an 1.000 Stationen sieben Tage die Woche, 15 Stunden täglich durcharbeiten. Damit käme man auf die benötigten 300.000 Tests pro Tag. Dies erfolgt allerdings unter der Prämisse, dass auch die Auswertungskapazitäten entsprechend vorhanden sind.

Derzeit werden bis zu 30.000 Personen täglich auf Covid-19 in Österreich untersucht. "Bei der gegenwärtigen Kapazität würden wir folglich zehn Monate brauchen, um ganz Österreich zu testen", sagte der Forscher. Eine Verdoppelung der vorhandenen Ressourcen sieht er als realistisch, aber selbst dann würde ein Screening der neun Millionen Einwohner noch immer vier bis sechs Monate dauern.

Ganz abgesehen von der notwendigen Frequenzsteigerung sieht Reimann noch zahlreiche weitere logistische Herausforderungen: Sind überhaupt genügend Tests verfügbar? Wenn nein, woher könnten diese bezogen werden? Wo und wie sollen diese gelagert werden? Wie werden sie von dort zu den Stationen verteilt? Reimann bringt auch noch den Faktor Mensch in Spiel: "Wir wissen von den verschiedensten Konsumentscheidungen, dass Bequemlichkeit eine große Rolle spielt. Das heißt: Je mehr Teststationen es gibt, desto angenehmer ist es, zur nächstgelegenen zu gelangen."

Dieser Aspekt, meinte der Logistik-Experte, könnte im Gegenzug die Akzeptanz des Testangebots erhöhen. Außerdem würde ein geringeres Personenaufkommen pro Standort die Sicherheit erhöhen. Der Haken: Die Dezentralisierung führe zu höheren Kosten, da mehr Stationen ja mehr Personal benötigen, und auch die Verteillogistik aufwendiger wird.

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