Corona-Pandemie verschlechterte Müttergesundheit weltweit
Etwa 300.000 Frauen sterben jedes Jahr weltweit während oder nach der Geburt "einen stillen Tod, über den kaum berichtet wird", sagte Nationalratsabgeordnete Petra Bayr (SPÖ), Gründerin der Plattform Mutternacht, die es sich zum Ziel gemacht hat, auf diesem Missstand aufmerksam zu machen. Die Corona-Pandemie habe die Zahlen noch einmal in die Höhe schnellen lassen.
Arme Länder betroffen
"Weil Frauen, vor allem in ärmeren Ländern des globalen Südens keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem haben, viele Spitäler im Lockdown waren und Frauen auch Bedenken hatten, Krankenhäuser aufzusuchen" - um nicht dem Stigma, sich mit Corona infiziert zu haben, ausgesetzt zu sein, erklärte Bayr.
Ganz konkrete Hilfe bietet in diesen ärmeren Regionen der Welt etwa der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), der in mehreren Programmen Hebammen ausbildet. "Sie spielen gemeinsam mit Ärzten eine wichtige Rolle bei der Reduktion von Sterbefällen - vor, während und nach der Geburt", sagte Willibald Zeck, Koordinator des globalen Mutter- und Neugeborenenprogrammes der UNFPA. "Sie haben aber oft einen schlechten Stand, werden manchmal sogar eher wie Putzfrauen behandelt", sagte der Experte. Diese Frauen müssten aber in ihrer Rolle bestärkt werden.
Hebammen könnten mit ihrem Fachwissen nicht nur helfen die Zahl der Sterbefälle bei Geburten zu reduzieren, sondern auch den Gesundheitszustand von Mutter und Kind ganz allgemein zu verbessern. "Auch wenn Frau und Kind überleben, geht es darum, wie gut es ihnen geht. Wenn die Mutter krank ist, betrifft das auch das Baby. Covid hat damit auch auf Babys indirekt eine Auswirkung", sagte Zeck. Einen positiven Nebeneffekt hatte die Pandemie laut dem Experten aber auch: die Telemedizin hat sich massiv verbessert, sogar in ärmeren Regionen. Die bessere Vernetzung hilft enorm bei der Ausbildung von Hebammen: "Wir setzen da in Zukunft darauf. Geburtshilfe kann man natürlich nicht ferngesteuert lernen, aber die Theorie sehr wohl", zeigte sich Zeck optimistisch.
Beim "Empowerment" der betroffenen Frauen selbst setzt auch die Hilfsorganisation Care im Tschad an: sie hilft Equipment für Spitäler zu organisieren, bildet Sozialarbeiter aus und bietet Workshops an Schulen an, bei denen Frauen zu den Themen häusliche Gewalt oder Genitalverstümmelung aufgeklärt werden. Dabei gelte es, schon bei ganz jungen Mädchen anzusetzen: "Im Tschad hat etwa die Hälfte aller Mädchen unter 18 Jahren bereits eine Geburt hinter sich", sagte Care-Programmdirektorin Huguette Sekpe.
Hohe Sterberaten
Die Sterberaten seien im Land auch deswegen so hoch, weil es kaum qualifiziertes Gesundheitspersonal gebe - und die Großzahl an Geburten traditionell zuhause stattfinde. "Frauen werden hier sehr früh verheiratet, es wird Genitalverstümmelung praktiziert und es gibt keine Autonomie bei der Entscheidung, Kinder kriegen zu wollen oder eben nicht". Nur Aufklärung über Rechte und eine bessere Gesundheitsversorgung könne da helfen, sagte Sepke.
Österreich
In Österreich sei Müttersterblichkeit zwar kein großes Thema mehr, eine Corona-Infektion habe aber schwere Folgen für Schwangere - und das sei vielen Müttern nicht bewusst, sagte Mirijam Hall, Ärztin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinik Ottakring in Wien. "Von 200 mit Covid infizierten Frauen ist eine verstorben - sonst liegt die Sterblichkeit in Österreich im Promillbereich", gab sie zu bedenken.
Alle schweren Verläufe auf ihrer Station hätten ungeimpfte Mütter betroffen. "Die Impfung bietet Schutz und man sollte sich vor oder auch während einer Schwangerschaft impfen lassen", richtete Hall einen Appell an zukünftige Mütter.