Corona: Neuer Antikörpertest, der 1.000 Proben auf einmal analysiert
Schweizer Wissenschafter haben einen Antikörpertest entwickelt, der mehr als tausend Proben auf einmal analysieren kann, wie sie im Fachmagazin "PNAS" berichteten. Für den Nachweis einer durchgemachten Coronavirus-Infektion reicht ein winziger Tropfen Blut. Antikörpertests weisen darauf hin, ob das Immunsystem Antikörper als Antwort auf eine Corona-Infektion gebildet hat. Mit ihnen lässt sich die Durchseuchung in der Bevölkerung bestimmen oder die Immunantwort auf Impfstoffe.
Stich in den Finger reicht
Wissenschafter der ETH Lausanne (EPFL), der Uni Genf und des Universitätsspitals Genf (HUG) entwickelten nun eine Methode, um 1.024 Messungen parallel durchzuführen. Ein Stich in den Finger reicht demnach, um den für den Test benötigten Blutstropfen zu sammeln. Der Vorteil des neuen Tests: Herkömmliche Antikörpertests brauchen relativ teure Reagenzien, wie die Institutionen am Montag mitteilten. Ebenfalls müssen Fachleute das Blut abnehmen.
Basierend auf Blutproben von 155 Menschen, die bereits eine Infektion durchgemacht hatten, sowie 134 negativen Proben erreichte der Test eine Spezifität von 100 Prozent und eine Sensitivität von 98 Prozent, wie die Wissenschafter berichten. Das heißt, der Test spukte keine falsch-positiven Resultate aus, und entdeckte fast alle tatsächlich positiven Proben.
Die Plattform besteht aus einem Netzwerk von winzigen Röhren, die in einen kleinen Kunststoffchip eingraviert sind. Wenn Antikörper gegen Sars-CoV-2 in einer Blutprobe vorhanden sind, erzeugt ein Molekül ein Signal, das unter dem Mikroskop als fluoreszierendes Leuchten nachgewiesen werden kann.
"Wenn man eine Überschlagsrechnung macht und alles berücksichtigt, einschließlich der Lohnkosten und der Kosten für Reagenzien, kommen wir auf etwa 0,5 Franken pro Test", ließsich der EPFL-Forscher Sebastian Maerkl zitieren. Das Blutentnahme-Kit würde schätzungsweise um die zehn bis zwanzig Franken kosten, sagte er gegenüber Keystone-SDA.
Die Methode spuckte auch verlässliche Resultate aus, wenn das Blut getrocknet und etwa eine Woche bei Raumtemperatur gelagert wurde. So sieht die Genfer Virologin Isabella Eckerle beispielsweise in den Tests ein Potential für Seroprävalenzstudien in Afrika südlich der Sahara, wo es keine ausreichenden Laborkapazitäten gebe. Auch mache es die schnelle und fast schmerzlose Blutentnahme attraktiv, Antikörpertests in Kindergärten oder Kindertagesstätten durchzuführen.