Corona ist schuld: Sieben Prozent weniger Organtransplantationen
Im Vorjahr sind in Österreich 672 Organtransplantationen durchgeführt worden. Das sind fast sieben Prozent weniger als die 720 im Jahr 2019, zeigt der nun von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) veröffentlichte Transplant-Jahresbericht 2020. Der Rückgang wurde durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie mitverursacht und betraf vor allem Nieren- und Herztransplantationen. 620 Transplantationen wurden mit Organen Verstorbener durchgeführt, 52 stammten von Lebendspendern.
"Deutlich erschwert"
Die Coronakrise „hat die Durchführung von Organspenden und -transplantationen im letzten Jahr deutlich erschwert“, heißt es in dem Bericht in einem eigenen Kapitel zu den Auswirkungen der Pandemie. Vor allem am Anfang sei schwer einzuschätzen gewesen, ob Patienten unmittelbar nach einer Transplantation aufgrund der starken Immunschwächung besonders gefährdet sind. Die Transplantationsprogramme für Nieren und Bauchspeicheldrüsen (Pankreas) wurden daher ab 12. März temporär in ganz Österreich eingestellt, die Transplantation anderer Organe wurde vorübergehend auf Basis von Einzelfallanalysen entschieden, informiert die GÖG.
Niedriges Niveau
Im Zuge der zweiten (wesentlich höheren) Welle im Herbst 2020 sei ein Anpassungsprozess vollzogen worden. Die Spender- und Transplantationszahlen haben sich seither auf einem etwas niedrigeren Niveau eingependelt, als man es ohne Pandemie erwarten würde, betonen die Experten. Auch zu den ersten Monaten des heurigen Jahres liegen Daten vor: Im März 2021 sind demnach sogar vergleichsweise hohe Werte trotz einer ebenfalls hohen Zahl von SARS-CoV-2-Neuinfektionen erzielt worden.
Zahlen
335 Nierentransplantationen wurden im Vorjahr durchgeführt, nach 386 im Jahr 2019. Danach folgten 158 Lebertransplantationen, sieben mehr als im Jahresvergleich. Die Zahl der Lungentransplantationen blieb mit exakt 100 genau gleich, jene der Herztransplantationen sank von 67 auf 59. Die Pankreastransplantationen stiegen im Jahresvergleich trotz der Situation im ersten Lockdown von 15 auf 20 an.
Internationaler Vergleich
Im internationalen Vergleich der Spende- und Transplantationszahlen bei der vorhandenen Datenbasis von 2019 liegt Österreich im Spitzenfeld. Bei Lungentransplantationen weist Österreich laut GÖG bezogen auf die Vergleichsländer mit 11,3 die höchste Frequenz pro Million Einwohner auf (11,3). Die Anzahl an Organspendern insgesamt stieg von 20,3 pro Million Einwohner im Jahr 2019 auf 21,1 im Vorjahr. 308 verstorbene Personen wurden als potenzielle Organspender gemeldet, bei 188 davon wurde die Organtransplantation auch realisiert.
Warteliste
2020 befanden sich insgesamt 757 Patienten auf den Wartelisten für ein geeignetes Organ. Während man auf eine Niere im Median 36,4 Monate wartet (ab der ersten Dialyse), liegen die Wartezeiten bei Herz (Median 2,5 Monate), Lunge (3,9 Monate) und Leber (1,7 Monate) weit unter einem Jahr. Im Vorjahr ließen sich insgesamt 4.088 Personen in das seit 1995 existierende Organspende-Widerspruchsregister eintragen und 156 Personen daraus streichen. Die Gesamtzahl der Ende 2020 als aktiv widersprechend eingetragenen Personen betrug 53.483 Personen.
Spender
Im österreichischen Stammzellenregister waren im Vorjahr mehr als 91.800 Spender erfasst. Aus internationalen Registern stehen zudem fast 39 Millionen Spender zur Verfügung und für 86 Prozent der Patienten wurde 2020 laut GÖG ein Fremdspender identifiziert. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 591 Stammzelltransplantationen in Österreich durchgeführt.