Astra-Zeneca-Entwicklerin rät von Massen-Auffrischung ab
Fast acht Millionen Infektionen sind in Afrika laut der panafrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC dokumentiert. Mehr als 200.000 davon verliefen tödlich.
Erst drei Prozent der Bevölkerung auf dem Kontinent sind vollständig geimpft. Es wäre somit höchst an der Zeit, die Impfung voranzutreiben. Doch es fehlt an Impfstoffen - und wie Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Matshidiso Moeti, bekanntgeben musste, wird Afrika bis Ende des Jahres nicht mehr, sondern weniger Impfstoff erhalten, als ursprünglich geplant. 25 Prozent weniger Dosen werden geliefert, die internationale Hilfsinitiative Covax hat ihre prognostizierten Lieferzahlen für 2021 um ein Viertel nach unten korrigieren müssen, sagte Moeti.
Grund dafür sind mitunter die Auffrischimpfungen und das Horten von Impfstoffdosen in einigen Ländern, so die Regionaldirektorin. Reichere Länder "sollten bedenken, dass weltweit hohe Impfraten, einschließlich in Afrika, auch weniger Varianten für den Rest der Welt bedeuten", sagte Moeti.
Die WHO hatte die reichen Länder im August aufgefordert, auf Auffrischungsimpfungen zu verzichten, solange viele Millionen Menschen in armen Länder noch auf ihre erste Impfdosis warten. WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan sagte, Länder wie die USA, die bereits mit Auffrischungsimpfungen begonnen haben, teilten "zusätzliche Rettungswesten an Menschen" aus, "die schon Rettungswesten haben, während wir andere Menschen ertrinken lassen".
Astra-Zeneca-Entwicklerin
Auch die leitende Wissenschaftlerin bei der Entwicklung des Astra-Zeneca-Impfstoffs hat sich gegen flächendeckende Auffrischungsimpfungen in Großbritannien ausgesprochen. Stattdessen solle Impfstoff an Länder mit niedrigeren Impfraten abgegeben werden, sagte Sarah Gilbert von der Universität Oxford der Zeitung Daily Telegraph.
Sinnvoll sei eine Auffrischungsimpfung bei älteren Menschen und solchen mit unterdrücktem Immunsystem. Bei der Mehrheit halte die Schutzwirkung des Impfstoffs aber gut an, so Gilbert weiter.
Neue Varianten vermeiden
Durch die Weitergabe von Impfstoff an Länder mit niedrigeren Impfraten könne die Entstehung neuer Varianten bekämpft werden, fuhr Gilbert fort. "Wenn das Virus sich unter den Menschen ausbreitet, mutiert es, passt sich an und entwickelt sich, wie die Delta-Variante", so Gilbert. Das gelte es so schnell wie möglich zu stoppen.