83 Prozent von Tirols Blutspendern im Herbst mit Corona-Antikörpern
Eine neue, soeben publizierte Studie von Tiroler Forschern hat gezeigt, dass mit Stand September 2021 82,7 Prozent der Blutspender in Tirol Antikörper aufgewiesen haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur 75,8 Prozent geimpft waren. Dies ist das Ergebnis einer breit angelegten Antikörperstudie, bei der über 35.000 Teilnehmer zwischen 18 und 70 Jahren untersucht wurden. Zudem wurde untersucht, wie stark der Antikörpertiter nach Impfung oder Infektion sinkt.
Auffallend seien vor allem die regionalen Unterschiede, sagte Peter Willeit, Professor für Klinische Epidemiologie von der Medizinischen Universität Innsbruck, im APA-Interview.
Regionale Unterschiede
So wiesen im Bezirk Schwaz, der zunächst vor einem Jahr hohe Infektionszahlen aufwies und dann aufgrund einer Sonderimpfaktion wegen der südafrikanischen Virusvariante gut durchgeimpft wurde, ganze 87,6 Prozent der Blutspender Antikörper auf. In Osttirol waren es dagegen - mit einer vergleichsweise niedrigen Durchimpfungsrate nur 74,3 Prozent. Diese Zahlen könnten nun als Entscheidungsgrundlage für die Politik dienen, meinte Willeit. Man könne sich nun anschauen, welche Bezirke - etwa bei gezielten Impfaktionen - Nachholbedarf haben.
Wie die Studie gezeigt habe, würde der Antikörpertiter - egal ob nach Impfung oder Genesung - sinken, berichtete Harald Schennach, Institutsvorstand der Blutbank der tirol kliniken. Nach einer Infektion wurde eine Halbierung innerhalb von sechs bis sieben Monaten beobachtet. Im Fall einer Impfung betrug die Abnahme rund 30 Prozent pro Monat - allerdings starte man hier von einem höheren Niveau. "Daher würde ich die Impfabstände nicht zu groß machen und auch vermehrt Personen unter 18 Jahren impfen, um die Infektionsketten zu unterbrechen", empfahl der Wissenschafter. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen ging er von einem Abstand von vier bis sechs Monaten aus.
Immer noch Unklarheiten bei Antikörpern
Aussagen über einen bestimmten Wert an Antikörpern, ab dem man von einem ausreichenden Schutz vor einer Corona-Infektion ausgehen könne, könne man aber nicht treffen. "Wir wissen weiterhin nicht sicher, wie hoch der Antikörpertiter sein muss, um immun zu sein", sagte Schennach. Zudem bleibe weiterhin unklar, wie hoch die Durchimpfungsrate für die viel zitierte Herdenimmunität sein muss.
"Das Prinzip der Herdenimmunität beruht entscheidend darauf, dass Menschen, die Antikörper haben, das Virus nicht bekommen und auch nicht weitergeben können", erklärte Willeit. Nun wisse man aber beim Coronavirus, "dass es bei einem kleinen Teil zu Impfdurchbrüchen kommen kann und dass es auch weitergegeben werden kann", verdeutlichte er die Problematik. Es kämen außerdem noch weitere Aspekte hinzu: Die Entwicklung neuer Varianten, eine ungleichmäßig verteilte Durchimpfungsrate oder alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Forscher konnten jedoch einen Hinweis auf die Dunkelziffer entdecken. Rund elf Prozent jener Menschen, die nicht geimpft waren und glaubten, keine Corona-Infektion durchgemacht zu haben, verfügten über Antikörper im Blut.
Details zur Studie
Für Willeit seien die Teilnehmer ein "gutes Abbild der Allgemeinbevölkerung". Allerdings bildet die Studie Personen unter 18 Jahren nicht ab - die circa 17 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen und weniger häufig geimpft sind. Außerdem seien zum Blutspenden nur Gesunde zugelassen. Menschen mit gewissen Vorerkrankungen wurden daher auch nicht berücksichtigt.
Ob es klug wäre, diese Studie auf ganz Österreich auszuweiten, wollte Schennach indes nicht eindeutig mit "Ja" beantworten. Es gebe eben immer die Frage der Umsetz- und Finanzierbarkeit. Es würde allerdings Sinn machen, zumindest stichprobenartige Analysen in ähnlicher Form auch in anderen Bundesländern zu machen, meinte er abschließend. Die Studie ist am Donnerstag als Preprint publiziert worden. Ein Peer-Review - also eine Überprüfung durch die Fachkollegenschaft - war noch ausständig.