Endlich neue Erkenntnisse bei Migräne
Migräne betrifft einen von sieben Menschen weltweit. Damit ist sie eine der verbreitetsten Störungen des menschlichen Gehirns.
Umso erschreckender ist, dass die Forschung ihren Mechanismus noch immer nicht versteht, was dringend nötig wäre, um breite Maßnahmen dagegen zu entwickeln. Eine neue Studie nennt nun vor allem genetische Gründe. Bis jetzt ging man mehrheitlich von Problemen der Zirkulation in den Gefäßssystemen aus. Für diese - größte bis jetzt veröffentlichte - Gen-Studie (in Nature Genetics publiziert) untersuchte DNA-Proben von 375.000 Europäern, Amerikanern und Australiern, darunter 60.000 Migräne-Patienten.
38 Gen-Regionen
In diese Metastudie - für die mehrere veröffentlichte Studien kombiniert, verglichen und bewertet werden - flossen 22 frühere Studien ein. Daraus ergab sich die Erkenntnis, dass unter den Millionen genetischer Kombinationen 38 unabhängige Gen-Regionen relevant für Migräne sind. Bis jetzt ging man von höchstens zehn aus. Weiters fanden die Forscher heraus, dass viele dieser Regionen mit bekannten Genen in Zusammenhang stehen.
Die Studienautoren betonen die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit und Verschmerlzung der Daten: "Wir identifizieren immer mehr genetische Ursachen für Migräne. Diese breite Studie zeigt eine Reihe neuer Risikofaktoren", sagt Professor Aarno Palotie, Leiter des International Headache Genetics Consortium mit Forschergruppen aus zehn europäischen Ländern, den USA und Australien, Österreicher sind nicht dabei.
Individuelle Behandlung
Durch diese Erkenntnisse hoffen die Wissenschaftler auch, einen Schritt Richtung individuelle Behandlung von Migränepatienten zu machen. Bis jetzt setzte man fast nur auf allgemeine Lösungsansätze. Die funktionieren bei der komplizierten Erkrankung aber scheinbar nicht gut genug. Professor John-Anker Zwart vom Uni-Krankenhaus in Oslo: "Wir Ärzte wissen seit langem, wie unterschiedlich Migräne-Patienten sind und dass gewisse Medikamente für manche sehr gut wirken, für andere gar nicht." Der nächste Schritt müsse daher sein, Patienten in zwei Gruppen zu teilen: jene, deren Migräne gefäßbedingt ist. Und jene, bei denen genetische Defekte verantwortlich sind. Die zweite Gruppe dürfte jedenfalls größer sein als gedacht.