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Drei Österreicher für Europäischen Erfinderpreis nominiert

Plastikmüll wird zu Rohstoff: Das Europäische Patentamt (EPA) hat die österreichischen Erfinder und Unternehmer Klaus Feichtinger und Manfred Hackl für den Europäischen Erfinderpreis 2019 als Finalisten in der Kategorie „Industrie“ nominiert. Es würdigt damit ihre Entwicklungen für effektiveres Kunststoffrecycling.

Feichtinger und Hackl haben den Recycling-Prozess so effizient wie möglich gestaltet. Die Anlagen selbst sind manchmal so groß wie Busse. Sie transportieren den Kunststoffabfall über Förderbänder, schneiden, mischen, erhitzen, trocknen und verdichten ihn. Schließlich wird das Material plastifiziert, homogenisiert und gereinigt.

 

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Das Recycling von Kunststoffen ist ein Dauerthema in der Industrie. Die Wiederverwertung ist im Vergleich zu Glas oder Metall, die einfach sortiert, gereinigt und geschmolzen werden, viel komplexer. Jede Kunststoffart erfordert ein spezifisches Verfahren, um daraus verwertbares Material herzustellen.

Erschwerend kommt hinzu, dass bei niedrigen Ölpreisen sowohl die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff, als auch der Preis von Neu-Plastik sinken. Von den jährlich in der EU anfallenden 58 Millionen Tonnen Kunststoffmüll werden nur 30 Prozent wiederverwertet. 

Problem erkannt

Das Recycling von Kunststoffen ist ein wachsender Sektor, da Einwegverpackungen zunehmend als Problem wahrgenommen werden. Außerdem sollen laut EU alle Kunststoffverpackungen bis 2030 recycelbar sein. Derzeit werden in der EU noch rund 39 Prozent des Kunststoffabfalls verbrannt und 31 Prozent landen auf Mülldeponien.

Darüber hinaus kündigte China 2018 an, keine Kunststoffabfälle von anderen Ländern mehr anzunehmen. Der globale Markt für Kunststoffrecycling betrug im Jahr 2017 31,7 Milliarden Euro und soll bis 2024 um 6,5 Prozent pro Jahr auf 49,3 Milliarden Euro wachsen.

Hackl und Feichtinger vermarkten ihre Technologie über die EREMA Group. Das Unternehmen betreibt Anlagen in 108 Ländern und ist Weltmarktführerin in diesem Bereich. Die Maschinen der beiden Österreicher produzieren jedes Jahr mehr als 14,5 Millionen Tonnen Kunststoffpellets.  

Blick auf die Nanowelt

Neben Hackl und Feichtinger hat das EPA auch den österreichischen Experimentalphysiker und Unternehmer Maximilian Haider für den Europäischen Erfinderpreis nominiert. Er ist einer von drei Finalisten in der Kategorie „Lebenswerk“.

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Mit der Nominierung wird seine Erfindung für die verbesserte Auflösung beim Elektronenmikroskop gewürdigt. Das Forschungsinstrument gehört zu den wichtigsten Geräten der modernen Wissenschaft und der Nanotechnologie.

Das Elektronenmikroskop bündelt Elektronenstrahlen an Stelle von Licht. Deshalb können Elektronenmikroskope Objekte abbilden, die für optische Mikroskope zu klein sind. Haider erhöhte die Schärfe der Bilder um das Fünffache.

Atomare Auflösung

Deshalb können beispielsweise Halbleiterkristalle in atomarer Auflösung betrachtet werden. Mikrochip-Herstellern verschaffte dies die Möglichkeit, die Größe von Komponenten in mobilen Geräten zu reduzieren.

Haider gründete 1996 mit Partnern das Unternehmen Corrected Electron Optical Systems GmbH (CEOS), um seine Technologie für den Markt nutzbar zu machen.

Wachsender Markt

CEOS ist mittlerweile Marktführer für Korrekturtechnologie und arbeitet im Auftrag weltweiter Mikroskop-Hersteller wie Hitachi, JEOL und Thermo-Fisher Scientific. Der Markt für Transmissionselektronenmikroskope wird von 550 Millionen Euro im Jahr 2016 auf voraussichtlich 650 Millionen Euro bis 2021 wachsen.

Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden 2019 im Rahmen einer Galaveranstaltung am 20. Juni in Wien bekannt gegeben.