Dengue-Fieber: "Erkrankungszahlen explodieren derzeit"
Die Reisemedizin muss sich ständig neuen Herausforderungen anpassen. "Wir leben in einer sehr bewegten Zeit. Alle ein, zwei Jahre schafft ein neuer Krankheitserreger den Sprung zum Menschen", sagte am Mittwoch der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch bei der Wissenschaftlichen Fortbildungstagung der Österreichischen Apothekerkammer in Schladming.
"Immerhin fordern pro Jahr weltweit Infektionskrankheiten 14,9 Millionen Todesfälle. Die Infektionskrankheiten sind damit fast gleichauf mit den Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 16,7 Millionen Todesopfern", erläuterte Kollaritsch.
Am schwersten leidet naturgemäß die lokale Bevölkerung an sich ausbreitenden Infektionskrankheiten durch Viren oder Bakterien. In weiten Teilen der Welt, zum Beispiel in Südamerika, in Asien und in Afrika werde die Situation durch immer mehr und größere Millionenstädte ohne Hygiene-Infrastruktur, durch die Armut und durch die Zerstörung der Umwelt verschärft, sagte der Experte.
"Dengue-Zahlen explodieren"
"Beim Dengue-Fieber haben wir pro Jahr mehr als hundert Millionen Fälle mit dem Fokus in Südostasien. Seit 2015 gab es mehr als zwei Millionen Chikungunya-Erkrankungen, nunmehr bei abnehmenden Fallzahlen. Weiters wurden seit 2015 mehr als eine Million Zika-Virus-Erkrankungen registriert. Die Zahlen sind jetzt stark abflauend. Allein im Jemen gab es bisher schon mehr als eine Million Cholera-Fälle und mindestens 2.000 Tote", sagte Kollaritsch. "Überall, wo wir hinsehen, explodieren derzeit die Dengue-Erkrankungszahlen."
Gegen das Dengue-Fieber gibt es derzeit einen Impfstoff, der aber nur für die lokale Bevölkerung, nicht für Touristen vorgesehen ist. Gegen diese Vakzine wurden vor kurzem Sicherheitsbedenken geäußert und Impfkampagnen teilweise eingestellt. Es sind derzeit aber noch zwei weitere Impfstoffe in Entwicklung.
Rückkehr der Diphtherie
Auch Krankheiten, die schon besiegt geglaubt wurden, tauchten wieder auf. Bei der Diphtherie zum Beispiel sind im Bürgerkriegsland Jemen mehrere hundert Verdachtsfälle aufgetaucht. Es gab mehrere Dutzend Tote. In Bangladesch konzentriert sich Problematik in jüngster Vergangenheit auf die aus Myanmar geflüchteten Angehörigen der Rohingya-Volksgruppe, die unter elenden Bedingungen in Lagern ihr Leben fristen müssen. Auch in Indonesien wurden rund 700 Fälle mit 40 Todesopfern registriert.
Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen
"Das bedeutet, dass auch wir unseren Impfschutz regelmäßig, also alle zehn Jahre, auffrischen sollten. Zumeist erfolgt das ja mit der Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Polio und Keuchhusten", sagte der Fachmann. Wie schnell die Diphtherie auch in Europa bedrohlich werden kann, zeigten riesige Ausbrüche mit bis zu mehr als 150.000 Fällen Mitte der 1990er-Jahre nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion in deren Nachfolgestaaten. Damit kommt dem Impfschutz weiterhin in der Verhinderung gefährlicher Infektionskrankheiten überragende Bedeutung zu.