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Das Geschäft mit den Wunschkindern

Das Geschäft mit dem Kinderwunsch floriert – je nach Gesetzeslage fahren kinderlose Paare ins Ausland, um mit Baby im Bauch heimzukommen. Deutsche Paare kommen nach Österreich, österreichische gehen in den Osten. Grundsätzlich legal.

Aktuell laufen jedoch etliche Verfahren gegen deutsche Mediziner, weil sie ihre Patientinnen an österreichische Ärzte vermittelt haben. Da das in Deutschland strafbar ist, kommen die Paare nur noch über Mundpropaganda zu uns, erzählt Prof. Wilfried Feichtinger vom Wiener Wunschbaby-Institut. Hierzulande ist es erlaubt, bei befruchteten Eizellen eine Qualitätsauswahl zu treffen – heißt: Es dürfen jene Eizellen genommen werden, die sich besser entwickeln. Weiters dürfen in Österreich im Rahmen des In-vitro-Verfahrens befruchtete Eizellen eingefroren und der Frau später eingesetzt werden.

Tritt dennoch keine Schwangerschaft ein, geht die Reise für deutsche wie österreichische Wunscheltern weiter – sie müssen in den Osten, etwa nach Tschechien oder in die Slowakei. Dort, aber auch in Polen, in den Niederlanden und in Spanien ist die Eizellspende erlaubt (siehe Bericht rechts). Und in Österreich ist es erlaubt, Patientenpaare zur Behandlung ins Ausland zu vermitteln. Für etwa 5000 bis 8000 Euro wird einer unfruchtbaren Frau die Eizelle einer Spenderin mit dem Samen des Partners eingesetzt.

Katalogauswahl

In der Regel wird darauf geachtet, dass Haut- und Haarfarbe der Mutter ähneln. In manchen Ländern geht man dabei auch weiter, erklärt Univ.-Prof. Heinz Strohmer vom Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz: „In den USA etwa kann man die Spenderin aus einem Katalog auswählen – nach IQ, Körpergröße, Bildungsgrad, man kann sie sogar kennenlernen. Letztendlich steht es jedem Paar frei, wie weit es gehen will.“ Ein weiterer Trend – „Social Freezing“ genannt – ist in Österreich noch nicht angekommen: In Japan und den USA lassen Frauen ihre Eizellen in jungen Jahren einfrieren, um nach Ausbildung und Karriere Probleme beim Kinderwunsch zu umgehen. Feichtinger dazu: „Das ist zwar vernünftig, weil der Kinderwunsch immer weiter nach hinten verschoben wird. Hierzulande ist das jedoch gesetzlich nicht erlaubt. Laut dem aktuellen Fortpflanzungsgesetz ist eine Eizellen-Entnahme ohne medizinischen Grund eine Körperverletzung.“

„Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass es schwierig werden könnte, Kinder zu bekommen – irgendwann rennt einem plötzlich die Zeit davon.“ Andrea lernte ihren Mann erst mit 36 Jahren kennen. Kurz darauf folgten die Hochzeit und der gemeinsame Kinderwunsch. „Wir haben ein Jahr lang erfolglos probiert, auch mein Frauenarzt hatte anfänglich keine Bedenken.“

Die Zeit verging, Andrea wechselte den Arzt, bekam Hormone und „unsere Sexualität musste sich dem Eisprung unterordnen“. Doch leider – noch immer kein erhoffter positiver Schwangerschaftstest.

Als Andrea 39 wurde, besuchte sie das erste Mal eine Kinderwunsch-Klinik. Die Diagnose dort war ernüchternd: „Ich bin frühzeitig in den Wechsel gekommen, meine Eizellreserven waren erschöpft.“ Der Arzt sah die Chance auf ein eigenes Kind bei unter 10 Prozent. Das Paar wollte es trotzdem probieren, Andrea spritzte täglich Hormone, ihr Körper bildete gerade noch eine Eizelle – genug für ein Kind? Insgesamt drei Mal versuchten sie eine künstliche Befruchtung, doch es klappte nie. „Man hat ständig nur noch Angst, etwas falsch zu machen, bis zu dem Gedanken, dass ein Glas kaltes Wasser am Abend falsch sein könnte.“

Das Paar begann, über Alternativen nachzudenken. Die beiden bewarben sich für eine Adoption, sahen aber noch eine andere Chance. Eine Eizellspende im Ausland. „Eine Eizelle ist die genetische Basis, aber die Entwicklung eines Kindes wird durch so viel anderes beeinflusst.“ Die fremde Eizelle, die mit dem Samen von Andreas Mann befruchtet war, wurde ihr eingesetzt und blieb auch dort. Endlich schwanger!

Doch acht Wochen später hörte der Embryo auf, sich weiterzuentwickeln. Wieder kein Erfolg. Das Paar überlegt noch einen Versuch mit einer Eizellspende, aber Andrea hat Angst: „Ich fürchte mich vor der nächsten Schwangerschaft, weil ich nicht weiß, wie weit ich diesmal komme. Wir wollen Eltern sein, aber nicht um jeden Preis.“