Christmette im Stephansdom: Feiern mit Toni Faber
Von Gabriele Kuhn
Das Läuten der Glocken zu später Stunde. Kerzenschimmer, Weihrauchduft, Weihnachtslieder, Turmblasen – und, zumindest auf dem Land: das Knirschen von Schnee. Romantik pur.
Nicht nur streng Gläubige zieht es in der Heiligen Nacht in die Kirchen, weshalb die Christmette in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember als der am besten besuchte Gottesdienst des Jahres gilt. Wie etwa im Wiener Stephansdom, wo sich laut Dompfarrer Toni Faber an die 5000 Menschen Punkt null Uhr zur Feier der Heiligen Nacht einfinden, nachdem die Pummerin fünf vor Zwölf zu läuten begonnen hat. "Wir sind voll um Mitternacht, mit 1300 Sitz- und fast 4000 Stehplätzen", erzählt Faber.
Großes Kino
Da wird dann großes "Kino" geboten: mit Gesängen des Chors "Jung Wien" und einer Ansprache, für die sich der Dompfarrer "sehr gut vorbereitet. Weil es mir ein Anliegen ist, die Menschen in dieser Nacht besonders zu berühren und ihnen etwas mitzugeben." Anfangs zieht er "mit den Priestern und Ministranten zu feierlicher Musik ein. Die kleinste Ministrantin, der kleinste Ministrant trägt die Jesuskind-Puppe, die dann von mir in die Krippe gelegt wird", schildert Faber, der dafür sein kostbares Gold-Weißes Messgewand anlegt. Die Tradition der "Krippenlegung" wird in vielen, aber nicht allen Pfarren gelebt. Traditionell erklingt das Lied "Stille Nacht". Im Stephansdom gehen dafür alle Lichter aus, bis auf die Sternenbeleuchtung im Gewölbe. Auch in evangelischen Gemeinden finden Christmetten statt – als gottesdienstliche Feier der Christnacht.
Nächtliche Tradition
Doch was bedeutet das Wort "Mette" eigentlich? Mette, vom Wortursprung "Matutin" (lat.: matutinus für "morgendlich"), ist ein Gottesdienst, der nachts oder frühmorgens gefeiert wird. Die Wurzeln hat die Christmette im Stundengebet, das nachts gesungen wurde – Matutin. Traditionell beginnt dieser Gottesdienst um Mitternacht, wird aber vielerorts früher, also um 22 oder 23 Uhr, gefeiert.
Zu Zeiten, als es weder Bescherung noch Christbaum gab, galt das kirchliche Fest als Höhepunkt des Heiligen Abends. In den Wiener Gassen des 18. Jahrhundert wurden in den Abendstunden Buden aufgestellt, in denen Krippen und Christkinderln, Nüsse und Äpfel angeboten wurden. Der eine oder andere machte sich schon einmal im Kaffeehaus oder beim Wirten ums Eck "warm" für die nächtliche Messe.
Tröstlich
"Die Weihnacht ist mehr als ein bisschen tröstliche Stimmung. Auf das Kind, auf das eine Kind, kommt es an diesem Tag, in dieser Heiligen Nacht an. Auf den Sohn Gottes, der Mensch wurde durch seine Geburt. Alles andere an diesem Fest lebt davon, oder es stirbt und wird zur Illusion", beschrieb der deutsche Theologe Karl Rahner (1904–1984) den Kern der kirchlichen Feier zur Geburt Christi.
Noch vor der Mette im Stephansdom finden sich 300 Gäste bei Dompfarrer Toni Faber zu einem besonderen Abend ein: "Einsame, alte, obdachlose, kranke und arme Menschen feiern bei und mit mir die Bescherung und bekommen ein Essen." Zwischen 30 und 40 Freiwillige ermöglichen das – nicht nur: Auch der (muslimische) Geschäftsführer einer Innenstadt-Pizzeria, samt Familie und Koch helfen mit, dass Menschen am Rande der Gesellschaft zu Weihnachten ein paar schöne Stunden erleben dürfen, statt irgendwo einsam zu sein.