Britischer HIV-Patient ist offenbar geheilt
Von Laila Docekal
„Das ist einer der ersten ernsthaften Versuche, HIV vollständig zu heilen“, sagt Mark Samuels vom britischen National Institute for Research der Sunday Times. In Großbritannien wurde eine neue Behandlungsmethode an 50 HIV-Patienten getestet. Der Erste, der die Therapie abgeschlossen hat, weist nun offenbar kein Virus mehr im Blut auf.
Die ersten Untersuchungen sind vielversprechend, aber die Ärzte sind noch vorsichtig, von einer vollständigen Heilung zu sprechen. Da der Patient noch Anti-HIV-Medikamente im Blut hat, sei es derzeit schwierig zu sagen, ob möglicherweise noch Spuren des Virus übrig geblieben sind oder ob es vielleicht zurückkehren könnte.
Versteckt in schlafenden Zellen
Die Schwierigkeit an HIV ist, dass sich das Virus in schlafende Zellen verstecken kann, die das Immunsystem nicht angreift. Die neue Therapie zielt darauf ab, HIV in jedem Teil des Körpers zu zerstören, indem sie auch die ruhenden HIV-Zellen aktiviert und dem Immunsystem dabei hilft, sie zu finden und zu zerstören.
Die Studie mit dem neuen Ansatz wird von fünf britischen Universitäten in Kooperation mit dem National Health Service durchgeführt. Wenn bei dem 44-jährigen Patienten auch in den nächsten Monaten kein HIV mehr auftritt, wäre er der zweite Mensch, der jemals komplett von der Krankheit geheilt wurde. Der Erste war der US-Amerikaner Timothy Ray Brown, der vor knapp 10 Jahren neben HIV an Leukämie erkrankt war und von einem HIV-resistenten Spender Knochenmark transplantiert bekam.
Experte :"Interessanter Denkansatz, aber noch graue Theorie"
Der österreichische Aids-Experte Prim. Norbert Vetter ist skeptisch: „Aus diesen Ergebnissen kann man noch keine Schlüsse ziehen. Patienten mit einer konventionellen Therapie haben auch keine Viren mehr im Blut – wenn sie mit der Therapie aufhören, kehren die Viren zurück." Derzeit sei es zu früh, von einem Durchbruch zu sprechen. "Wenn es so einfach wäre, die Viren aus den schlafenden Zellen zu locken, hätte man das schon früher gemacht. Der Denkansatz ist interessant, bleibt vorerst aber graue Theorie.“ Er vermutet, dass die Forscher mit der Publicity mehr Geld für weitere Forschung lukrieren wollen.