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Arbeit im Alter: Pausen bringen mehr Vorteile

Können sich Menschen, die älter als fünfzig Jahre sind, nicht ausreichend von ihrer Arbeit erholen, steigt ihr Erschöpfungsrisiko signifikant an. Dies ist das nicht überraschende und dennoch sozialpolitisch brisante Ergebnis einer Auswertung, die jüngst am Zentrum für Public Health der MedUni Wien durchgeführt wurde.

Die Präventivmedizinerin Daniela Haluza und der Psychologe Gerhard Blasche haben Daten einer österreichweiten Gesundheitsbefragung ausgewertet – ihre Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen bemerkenswert.

Eine Spirale nach unten

"Wir konnten nachweisen, dass ein Drittel der befragten Frauen bereits ab dem 50. Lebensjahr über den Zustand dauerhafter Erschöpfung klagen", eröffnet die Medizinerin Haluza. "Bei Männern steigt das Risiko bei fehlender Erholung ab dem 55. Lebensjahr dramatisch", ergänzt ihr Kollege Blasche. Nachsatz: "Das haben wir in diesem Ausmaß nicht erwartet."

Beide sprechen von einer Spirale, die nach unten führt: Wer im Alter zu wenig Freizeit hat, ermüdet schneller als in jungen Jahren und benötigt daher in Folge noch mehr Energie, um die Anforderungen im Beruf weiterhin zu erfüllen.

Positiv formuliert: Ältere Arbeitnehmer, die sich in ihrer Freizeit ausreichend erholen können, bringen ebenso Leistung wie jüngere Kollegen. Ihre Erfahrung macht sie laut Blasche in ihren Unternehmen sogar unersetzbar.

Zwar wird im Alter die Reaktionszeit langsamer, das Arbeitsgedächtnis und auch die räumliche Vorstellungskraft schwächer, gleichzeitig erhöht sich aber der Wissensschatz und auch die Fähigkeit, in Stresssituationen kühlen Kopf zu bewahren.

Mehr Altersteilzeit!

Aus ihrer Studie leiten Haluza und Blasche klare Schlussfolgerungen ab. "Es zahlt sich aus, älteren Arbeitnehmern längere Erholungszeiten zu gewähren, um damit ihre Leistungsfähigkeit nachhaltig zu sichern."

Die Verringerung der Wochenarbeitszeit, wie sie in der gesetzlichen Regelung der Altersteilzeit vorgesehen ist, sei ein Schritt in die richtige Richtung, betont der Psychologe. Gerhard Blasche plädiert daher für eine Ausweitung: "Damit ließe sich auch die Altersbeschäftigung erhöhen. Österreich zählt ja diesbezüglich zu den Schlusslichtern im EU-Vergleich." Seine Kollegin, die Medizinerin Daniela Haluza, kritisiert die noch immer negative Einstellung gegenüber älteren Arbeitnehmern, die allzu schnell als teure Kostenfaktoren abgestempelt werden.

Wichtig ist der Ärztin auch der Hinweis, dass die Unterschiede zwischen den Menschen im Alter deutlich größer werden: "Man kann daher nicht alle über einen Kamm scheren." Es gibt ältere Arbeitnehmer, die benötigen weniger Pausen als jüngere. Anderen rät sie zu mehr Erholung. Wieder andere kommen mit dem heute erforderlichen Arbeitstempo kaum mehr mit.

Die Tipps der Experten für die Betroffenen sind so wie die Ergebnisse ihrer Studie wenig überraschend, können aber nicht oft genug wiederholt werden: "Achten Sie auf ausreichend Erholung. Sport am Tagesrand hilft ebenso wie eine ausgewogene Ernährung." Der Griff zu Sucht- und Aufputschmitteln ist absolut nicht empfehlenswert. Die beiden Gesundheitsexperten wollen mit einem Hinweis auf ihre Studie ältere Arbeitnehmer auch dazu ermutigen, ihre Bedürfnisse gegenüber Vorgesetzten nicht zu verschweigen, sondern offen zu artikulieren.

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