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Eine App zeigt erstmals, wie Menschen weltweit schlafen

Ursprünglich wurde die Smartphone-App "Entrain" entwickelt, um Reisenden mit Jetlag zu helfen: Die Nutzer geben neben ihrem Aufenthaltsort regelmäßig ihre Schlafzeiten an und berichten, wie lange sie sich in Räumen oder unter freiem Himmel aufgehalten haben. Aus den vielen Daten, die sich in den vergangenen Jahren angesammelt hatten, entstand nun ein groß angelegter Überblick, der spannende Einblicke in die globalen Schlafgewohnheiten bietet.

Die Schlafdauer in den verschiedenen Nationen unterscheidet sich auf den ersten Blick zwar nicht wesentlich voneinander – jedoch betont Studienleiterin Olivia Walch, die die App mit einem Forscherteam von der University of Michigan gegründet hat, wie essenziell jede Minute Schlaf für unseren Körper ist. Jede halbe Stunde Schlaf mehr habe einen enormen positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns und unsere Langzeitgesundheit, schreibt die Mathematikerin im Fachjournal Science Advances, wo die Studienergebnisse veröffentlicht wurden. Zu wenig Schlaf könne die Leistung stark einschränken: "Es braucht nur ein paar Tage Schlafdefizit und man ist wie betrunken."

Einschlafzeit zu spät

Walch zeigt sich erfreut, dass viele Ergebnisse ihrer Studie – etwa, dass Frauen mehr Schlaf einplanen als Männer – mit früheren Studien übereinstimmen. "Das zeigt, dass mobile Apps ein günstiger Weg sind, um derartige Daten zu sammeln." Die Wissenschaftler rund um Walch fanden heraus, dass der Zeitpunkt des Einschlafens stark von der Umgebung und sozialen Normen bestimmt wird – dadurch kommt es bei vielen zu einem Schlafdefizit. "Hier können berufliche Anforderungen im Hinblick auf eine globalisierte Arbeitswelt mit permanenter Erreichbarkeit eine Rolle spielen, aber auch der innere Zwang, in sozialen Netzwerken omnipräsent zu sein", erklärt Alfred Wiater, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin.

Schlaf ist überlebenswichtig

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Er findet es "erschreckend", wie weit das Schlaf-Wach-Verhalten von den biologischen Rhythmen entfernt ist: "Damit sind wir einem hohen gesundheitlichen Gefährdungspotenzial ausgesetzt. Erholsamer Schlaf ist die Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben." Beim Aufwachen habe die biologische Uhr einen erheblichen Einfluss – mehr als der Wecker, so die Forscher. Wiater: "Unser 24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch unsere innere Uhr gesteuert. Wann wir zu Bett gehen und wie viel wir schlafen, wird aber durch äußere Faktoren wie künstliches Licht zusätzlich beeinflusst. Auch Stress beeinflusst unser Schlafverhalten. Unser Ziel sollte sein, den Einklang zwischen unserer inneren Uhr und den äußeren Einflüssen zu finden."

Was wir kurz vor dem Zubettgehen tun, hat also einen wesentlichen Einfluss auf die Schlafqualität. Wiater rät, wenig zu essen, Alkohol und Nikotin zu vermeiden und auf eine kühle und dunkle Schlafumgebung zu achten. Nachsatz: "Das abendliche Verhalten unserer Kinder und Jugendlichen entwickelt sich derzeit in genau die entgegengesetzte Richtung."Um Aussagen über die Schlafverhalten der Österreicher zu treffen, bot die App zu wenig Daten, erklärt Walch. Eine frühere Umfrage hatte aber ergeben, dass die Österreicher im Schnitt 7 Stunden und 12 Minuten schlafen.