Wirtschaft

Halloumi statt Finanzblasen

Nicht mehr die Milliarden von Euro, die steuerschonend auf die Mittelmeerinsel transferiert wurden, sind der Stolz der Zyprioten, sondern der feste, manchmal ein bisschen quietschende Grillkäse. Halloumi, hergestellt aus Ziegen- oder Schafmilch, ist ein Symbol für die neue Einfachheit, die sich nach dem Platzen der Finanzblase 2013 im Land notgedrungen ausbreiten musste.

Halloumi ist zum Exportschlager geworden. 130.000 Tonnen liefert Zypern pro Jahr in alle Welt, den Großteil davon ins Britische Königreich, die ehemalige Kolonialmacht der Insel. Aber auch die Österreicher lieben den Käse von der Mittelmeerinsel. Österreich ist der fünftwichtigste Markt für zypriotischen Halloumi.

Die Landwirtschaft, traditionell ein wichtiger Teil der zypriotischen Wirtschaft, wird damit auch in den Köpfen der Menschen wieder wichtiger. "Früher sind alle jungen Leute in die Stadt gezogen, um in Banken zu arbeiten. Viel Land ist brachgelegen. Jetzt kommt so mancher wieder zurück", erzählt Andreas Asvestas. Die Krise habe vieles verändert. Der alte Mann weiß, wovon er spricht. Er hat die Veränderung des Landes gut beobachtet – "die blühende Landwirtschaft der früheren Jahrzehnte und deren allmählichen Verfall mit der aufstrebenden Finanzindustrie", wie er erzählt.

Neue Einheit

Halloumi ist für die geteilte Insel neuerdings auch zu einem zweiten Hoffnungsträger geworden: Der türkische Norden und der griechische Süden Zyperns haben erstmals einen gemeinsamen Schritt gesetzt: Sie haben bei der EU um den Schutz der Bezeichnung Halloumi angesucht. Für die derzeit stattfindenden intensiven Gespräche über eine Vereinigung der seit 1974 geteilten Insel ist das ein gutes Zeichen. Für den 84-jährigen Asvestas wäre das wunderbar. "Endlich wieder meine Freunde im Norden besuchen, ohne einen Pass zu brauchen. Das wäre ein Traum", sagt er. Seine Frau hat seit der Teilung der Insel den Besuch des Nordens vollkommen verweigert.

Neue Chancen

Für Österreich, das eine traditionell gute Beziehung zu der Mittelmeerinsel pflegt, ist das Land aber mehr als Halloumi. "Zypern ist ein wichtiger Hub für österreichische Unternehmen, die Geschäfte im Nahen Osten machen wollen", betonte Bundespräsident Heinz Fischer bei seinem Staatsbesuch in der Vorwoche.

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Aber auch die Insel selbst könnte einiges mehr von Österreich benötigen – etwa im Bereich erneuerbare Energien. Denn obwohl es auf der Insel gut 300 Sonnentage im Jahr gibt, spielt Solarenergie kaum eine Rolle. Die Stromversorgung wurde bis vor wenigen Jahren von einem einzigen Öl-Kraftwerk abgedeckt. Mittlerweile gibt es an der Südküste einige Windräder. Die Euphorie Zyperns über den Gasfund vor der Südküste hat sich indes gelegt. Denn nahe Ägypten haben internationale Ölfirmen ein viel größeres Feld entdeckt. Bei den aktuell tiefen Öl- und Gaspreisen wird wohl das ergiebigere Feld angebohrt.

Für den Tourismus an der Südküste ist das allerdings eine gute Nachricht. Immerhin haben 23.000 österreichische Urlauber im Vorjahr die Insel besucht, um 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch der Außenhandel mit Österreich hat zuletzt kräftig zugelegt. Im ersten Halbjahr 2015 lieferte Zypern Waren im Wert von 6,2 Millionen Euro – vor allem Molkereiprodukte und Zitrusfrüchte – nach Österreich, um 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Fakten: Zyperns Wirtschaft

Als im Frühjahr 2013 die Laiki Banka pleiteging, Spargelder über 100.000 Euro nicht ausbezahlt wurden und Anleiheinhaber viel Geld verloren, verfiel das Land in eine tiefe Rezession. EU-Hilfsgelder von zehn Milliarden Euro, die noch bis März 2016 laufen, federten das Schlimmste ab. Heuer ist Zypern wieder auf einen Wachstumskurs zurückgekehrt: 1,2 Prozent lautet die Erwartung der EU. Die Arbeitslosigkeit ist mit knapp 15 Prozent anhaltend hoch, Viele Junge sind ins Ausland gegangen.