Wirtschaft

Zweikampf um die All-Macht

Die Privatisierung des Weltraums hat längst begonnen. Lieferten sich früher die USA mit der Sowjetunion ein Wettrennen um die All-Macht, so sind es jetzt private Raumfahrtfirmen, die mit Milliarden an Investorengeldern ihre Raketen zünden.

Am verheißungsvollsten scheint derzeit das Umspannen der Erdkugel mit einem eigenen, kommerziellen Satelliten-Netzwerk. Hunderte kleine Leicht-Satelliten sollen ins All geschossen werden und auch jene drei Milliarden Menschen ans Internet anbinden können, die derzeit noch offline sind.

Gleich zwei Multimilliardäre verfolgen die Vision eines "World Wide WLAN" und treten jetzt in Konkurrenz: Elon Musk, 43-jähriger Tesla-Gründer und Eigentümer des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX; und der britische Unternehmer und Tausendsassa Richard Branson (64), der sich mit seiner Firma Virgin Galactic soeben am Satelliten-Projekt OneWeb beteiligt hat –der KURIER berichtete.

Kurios: Hinter beiden Plänen steckt derselbe Mann. OneWeb wurde vom US-Technikerguru Greg Wyler entwickelt, der im Streit seinen früheren Arbeitgeber Google verließ und sich mit den Satelliten-Plänen selbstständig machte. Google war gezwungen, nach Alternativen Ausschau zu halten und fand sie bei SpaceX. Laut US-Medienberichten verhandelt der Internet-Riese über einen groß angelegten Einstieg bei der Raumfahrtfirma von Musk. Die Rede ist von einem Milliarden-Investment. Musk soll früher von Wyler beraten worden sein, Verhandlungen über eine Kooperation scheiterten aber.

10-Milliarden-Projekt

Mehr als zehn Milliarden Dollar benötigt SpaceX für das Vorhaben, 700 kompakte Mini-Satelliten mit den hauseigenen SpaceX-Trägerraketen in eine erdnahe Umlaufbahn zu befördern. Die Satelliten-Herstellung soll in zwei neuen Fabriken erfolgen. Wann das kommerzielle "Space Internet" erstmals funkt und ob es überhaupt verwirklicht werden kann, steht freilich in den Sternen. Erst in der Vorwoche scheiterte der erste Landeversuch einer wiederverwendbaren SpaceX-Rakete spektakulär.

Richard Branson musste im Vorjahr mit dem Absturz seines touristischen Raumschiffes SpaceShipTwo ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen. Im Gegensatz zu Musk will er seine Trägerrakete mit den Satelliten von einem Flugzeug-Mutterschiff aus starten. Das soll Kosten sparen, weshalb für den Netzaufbau "nur" 1,5 bis zwei Milliarden Dollar nötig seien, wie es heißt. Erste Raketenstarts sind für 2017 vorgesehen, weitere Investoren und Mitarbeiter werden noch gesucht. Auch die nötigen Frequenzen soll sich OneWeb bereits gesichert haben.

Vernetzte Welt

Hintergrund für den Wettlauf um die Internet-Versorgung der Zukunft ist eine zunehmend digitalisierte Welt, die lückenlose, immer schnellere Internet-Verbindungen benötigt. Nur wer über die nötige Infrastruktur verfügt, wird im globalen Wettbewerb reüssieren, sagen Analysten. Google will sich dabei nicht nur auf SpaceX verlassen. Der Internet-Riese experimentiert mit Antennen auf Hightech-Ballons sowie Drohnen, die als Sendeplattform dienen könnten. Auch Facebook verfolgt ähnliche Ideen mit Solardrohnen.

Für Visionär Musk ist das WLAN aus dem All nur ein Zwischenschritt. Mit den Einnahmen will er seine Pläne für eine Kolonie auf dem Mars finanzieren. Dann könnte das Space Internet irgendwann die Mars-Auswanderer mit den Zurückgebliebenen auf der Erde verbinden, meint er keck. Ob es dann Roaming-Gebühren geben wird?