Wirtschaft

Lieferanten und Konsumenten als Verlierer

Die Großen werden größer, die Kleineren verschwinden: Das ist seit Jahren das Bild in Österreichs Lebensmittelhandel. Knapp 19 Milliarden Euro macht dessen Jahresumsatz aus. Fast 85 Prozent entfallen auf die drei Großen, den Rewe-Konzern (Billa, Penny, Merkur, Adeg, Bipa), die Spar-Gruppe und Diskonter Hofer.

Dieser Marktanteil sei europaweit ein Spitzenwert, sagt Oskar Wawschinek, Sprecher der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer. "Bitte nicht noch mehr Konzentration", fordert er im Gespräch mit dem KURIER. In die Zielpunkt-Filialen müssten nicht unbedingt Lebensmittler einziehen, denkbar seien andere Branchen oder Restaurants.

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Je größer die Händler, desto ungemütlicher für die Lieferanten: Scheidet eine Kette wie Zielpunkt aus(der KURIER berichtete), werden die Absatzmöglichkeiten weniger. Zugleich sind die Lieferanten bei Preisverhandlungen in einer immer schwächeren Position.

Flucht in den Export

Österreichs Lebensmittelindustrie hat reagiert und sucht ihre Chancen im Export. Die 220 Betriebe im Fachverband Lebensmittelindustrie mit 26.500 Beschäftigten machen 60 Prozent von 8 Milliarden Euro Umsatz im Ausland. Die Branche ist indes viel größer: Zählt man die Gewerbebetriebe, Bäcker und Fleischer dazu, kommt man auf 3500 Unternehmen in der Lebensmittelerzeugung mit 69.700 Mitarbeitern.

Preise für Konsumenten könnten steigen

Was bedeutet die Zielpunkt-Pleite für die Konsumenten? Es sei "zu befürchten, dass die Preise steigen", sagte Georg Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), am Mittwoch. Man werde die Preissituation "weiter im Auge behalten".

Hängen die hohen Lebensmittelpreise in Österreich mit der Konzentration und dem fehlenden Wettbewerb zusammen? Das nachzuweisen ist praktisch unmöglich. Die Händler weisen den Vorwurf weit von sich und zeigen auf die intensiven Rabattschlachten. Sogar der gescheiterte Zielpunkt-Sanierer Georg Pfeiffer spricht von "brutalem Wettbewerb". Diese Rabatte müsse nicht der Handel schlucken, sondern die Lieferanten, kontert ein Fleischproduzent, der anonym bleiben will. Fakt ist: Von 61 Geldbußen, die die BWB seit 2002 wegen Kartellabsprachen verhängt hat, entfielen ganze 22 auf den Lebensmittelhandel – damit sind aber Händler und Lieferanten gemeint. "Zu Preisabsprachen gehören immer zwei", erklärt die BWB.

Tatsache ist: Die Preise sind in Österreich hoch. "Fast das gesamte Güterbündel Lebensmittel ist teurer als in anderen westeuropäischen Ländern", ergab ein Branchenbericht der Bank Austria von Oktober. Durchschnittliches Preisniveau hätten nur Milchprodukte und alkoholische Getränke.