Zetteln die USA einen Währungskrieg an?
Von Anita Staudacher
"The strong dollar is killing us." Der Satz von US-Präsident Donald Trump im US-Wahlkampf gilt für manche Beobachter als neue "Dollar-Doktrin". Europäischen Politikern und Notenbankern bereitet sie zunehmend Sorgen. Anzeichen, dass die Weltwährung Dollar künstlich niedrig gehalten wird, um die US-Exportwirtschaft wettbewerbsfähiger gegenüber Europa und Asien zu machen, häufen sich. Trotz boomender Wirtschaft scheint der Dollar-Kurs in ein Loch gefallen zu sein, im Verhältnis zum Euro rutschte er seit Amtsantritt von Trump vor einem Jahr um ein Fünftel ab.
Verstimmung in Davos
Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Jänner warnte EZB-Direktor Benoit Coeure erstmals vor einem neuen Währungskrieg. Auslöser für die viel beachtete Aussage war US-Finanzminister Steve Mnuchin, der die Dollar-Schwäche verteidigte und damit einen weiteren Kursrutsch der Währung auslöste. EZB-Ratsmitglied, Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, legte jetzt in der Wiener Zeitung noch ein Scherflein nach und bezichtigt die USA sogar offen der Wechselkursmanipulation. Man sei darüber sehr erstaunt, "dass das US-Finanzministerium den Dollar bewusst drückt und niedrig halten will", so Nowotny.
"Die Härte dieser Aussage ist höchst ungewöhnlich", kommentiert Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management. Normalerweise würden sich Notenbanker mehr zurückhalten und einen "Krieg der Worte" lieber meiden. Die Aussagen seien aber offenbar innerhalb der EZB abgesprochen.
Stimmungsmache
Verwundert über diese "Stimmungsmache" zeigt sich auch WIFO-Ökonom Thomas Url. Von einer Währungsmanipulation seien die USA "weit entfernt", dies sei beim Dollar auch gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Der EZB, die bekanntlich ihre expansive Geldpolitik wieder zurückfahren will, komme eine plötzliche Euro-Stärke schlicht ungelegen, vermutet Url. Die USA könnten wiederum Interesse daran haben, einem raschen Dollar-Anstieg als Folge der Steuerreform entgegenzuwirken.
Ob die US-Notenbank Fed unter ihrem neuen Chef Jerome Powell politischer werde, bleibe abzuwarten, meint Winzer: "Ich persönlich glaube es nicht, aber das werden wir spätestens Ende dieses Jahres beurteilen können."