Wirtschaft

Zeitarbeits-Gigant in Österreich am Start

Spät, aber doch, steigt der zweitgrößte Personaldienstleister der Welt in den heimischen Zeitarbeitsmarkt ein. Österreich ist das 40. Land auf der globalen Randstad-Landkarte. Eigentlich seltsam, denn in Deutschland ist der niederländische Zeitarbeits-Gigant mit 63.000 Beschäftigten längst Branchenprimus. Weltweit beschäftigt Randstad mehr als eine halbe Million Zeitarbeiter und setzte zuletzt 17 Milliarden Euro um.

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Die Transaktion ist medial fast untergegangen. Schon Ende Juni übernahmen die Niederländer für 20 Millionen Euro die Personalvermittlung von USG People, zu denen auch die Firma Start People Österreich mit aktuell 1300 Beschäftigten gehört. Anfang August wurde der Deal abgeschlossen, die offizielle Start-Pressekonferenz soll demnächst folgen. Dem KURIER verriet Randstad-Österreich-Chef Michael Wottawa, was die Branche vom neuen, mächtigen Mitbewerber zu erwarten hat.

Outsourcing

Wie schon in anderen Ländern will Randstad Unternehmen nicht nur Leasingpersonal zur Verfügung stellen, sondern ihnen gleich auch die gesamte Personalabteilung abnehmen. „Um sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können, gehen Firmen vermehrt dazu über, das gesamte Personalwesen auszulagern. Wir basteln hier an neuen Servicekonzepten“, erläutert Wottawa. Die ersten drei Großkunden aus der heimischen Industrie gäbe es bereits, weitere sollen folgen. Namen will er keine verraten. „Das wollen die Firmen nicht.“

Strategisch wird sich Randstad vor allem auf den Angestelltenbereich konzentrieren. Potenzial sieht Wottawa im Vertrieb und Finanzsektor sowie in der Pharmabranche. „Auch Handwerker werden zunehmend nachgefragt.“ Durch das globale Randstad-Netzwerk erhofft er sich Synergien bei der schwierigen Suche nach Fachkräften.

Preisdumping

In der konjunktur- und regulatorisch bedingt schwächelnden Zeitarbeitsbranche löst der Eintritt des Multis Sorgen über ein weiteres Preisdumping aus. Vor allem kleine und mittlere Anbieter fürchten, unter die Räder zu kommen. Erst kürzlich musste der steirische Anbieter MPS Insolvenz anmelden. Wottawa rechnet zwar auch mit einer Konsolidierung, will aber als „Qualitätsanbieter“ beim Preisdumping nicht mitmachen: „Qualität hat ihren Preis. Wenn dieser am Boden liegt, ist es schwer, ihn wieder hoch zu kriegen.“ Ziel des Börsen-Konzerns sei nicht Volumen, sondern „profitables Wachstum“.

Gerüchte, wonach Randstad schon demnächst einen größeren Mitbewerber übernehmen könnte, bestätigt Wottawa nicht. Weitere Niederlassungen – derzeit gibt es insgesamt zehn – schließt er nicht aus.

Kartellverdacht

Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet Randstad erst kürzlich in Frankreich und Großbritannien. In Frankreich ermittelt die Wettbewerbsbehörde gegen den Multi und seinen Mitbewerber Adecco wegen verbotener Absprachen. Eine britische TV-Reportage berichtete über Randstad-Leiharbeiter, die unter teils unzumutbaren Arbeitsbedingungen beim US-Versandhändler Amazon beschäftigt waren. Ähnliche Vorwürfe gab es in Deutschland auch gegen Trenkwalder. Amazon kündigte inzwischen den Vertrag mit Randstad.

Global

1. Adecco (CH)

33.000 eigene Mitarbeiter und ca. 700.000 Zeitarbeiter

2. Randstad (NL)

29.300 eigene Mitarbeiter und 581.700 Zeitarbeiter

3. Manpower (USA)

ca. 30.000 Mitarbeiter und ca. 400.000 Zeitarbeiter

Österreich

Die Top Drei sind Trenkwalder (ca. 7000 Zeitarbeiter) vor Manpower und Hofmann, dahinter folgen Powerserv,TTI und Randstad (1300). Insgesamt gibt es rund 80.000 Zeitarbeiter.