Marissa Mayer bringt Yahoo wieder auf Kurs
Nach langem Stillstand kommt unter der neuen Chefin Marissa Mayer langsam Bewegung in Yahoo. Das Geschäft wuchs im Schlussquartal wieder leicht. Zugleich lasteten aber hohe Kosten für den angestoßenen Firmenumbau auf dem Internet-Urgestein. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber wir sehen erste positive Trends", sagte Mayer Montagabend.
Der Quartalsumsatz stieg um 2 Prozent auf 1,35 Milliarden Dollar (1 Mrd. Euro). Grund waren höhere Einnahmen aus der Suchmaschine und den sonstigen Geschäftsfeldern; dagegen schrumpften die Erlöse aus grafischen Werbeanzeigen leicht. Der Gewinn sank wegen des geschäftlichen Rückzugs aus Südkorea um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf unterm Strich 272 Millionen Dollar.
Jeder sechste Mitarbeiter wurde entlassen
Yahoo hat schwierige Zeiten hinter sich: Einst stand das Unternehmen als Synonym für das Internet, doch dann kamen neue starke Rivale wie Google oder Facebook. Viele Nutzer wandten sich ab, Gleiches galt für die Werbekunden. Erschwerend kamen interne Querelen mit Chefwechseln in rascher Folge hinzu.
Der Verwaltungsrat hatte Mitte 2012 die Vorzeigemanagerin Mayer vom Rivalen Google abgeworben. Sie will Yahoo wieder zu einer der ersten Adressen im Internetgeschäft machen. Dazu scharrte sie ein neues Führungsteam um sich, schloss unrentable Bereiche wie in Südkorea und will mit neuen Diensten und Inhalten die Nutzer wieder an Yahoo binden.
Internationaler machen
Ihr Ziel ist zudem, Yahoo stärker international ausrichten, wie sie in der Telefonkonferenz ausführte. Momentan kommen drei Viertel der Einnahmen vom amerikanischen Kontinent; aus der Region Europa, Naher Osten und Afrika waren es nur ein Zehntel.
Mit den jetzigen Geschäftszahlen übertraf das Interneturgestein die Erwartungen der Analysten. Nachbörslich stieg die Aktie um mehr als 4 Prozent, doch eine in den Augen der Anleger zu vorsichtige Prognose ließ das Plus auf 1 Prozent zusammenschmelzen. Yahoo geht im laufenden Jahr von einem Umsatzrückgang aus.
Yahoo Mail und Flickr
Werbung macht sich bezahlt
Haupteinnahmequelle von Yahoo ist die Werbung. Das sind zum einen bezahlte Links bei der Suchmaschine. Hier arbeitet Yahoo mit Microsoft zusammen und nutzt die Technik von deren Suchmaschine Bing. Langsam scheinen sich Erfolge zu zeigen in höheren Werbeeinnahmen. Das traditionell wichtigere Standbein ist jedoch die sogenannte Display-Werbung mit grafischen Anzeigen. Google und Facebook wildern jedoch in diesem Revier.
Yahoo konnte im Gesamtjahr seinen Umsatz minimal auf knapp 5,0 Milliarden Dollar steigern und behielt unterm Strich mehr als 3,9 Milliarden Dollar übrig - fast vier Mal soviel wie im Jahr 2011. Dieser gewaltige Gewinnsprung kam durch den Verkauf von Anteilen am chinesischen Internetkonzern Alibaba zustande. Für dieses Jahr geht das Management von einem Gesamtumsatz zwischen 4,75 und 4,88 Milliarden Dollar aus.
Marissa Mayer ist eine der schillerndsten Gestalten des Silicon Valley. Die 37-Jährige arbeitete vor Yahoo lange bei Google und verantwortete dort unter anderem die Suchmaschine. Ihr Mann ist Anwalt und Investor. Die Hochzeit des Paares im Jahr 2009 war ein gesellschaftliches Großereignis, das von Hochglanzmagazinen wie der "Vogue" ausführlich behandelt wurde.
Mayer hatte ihren Chefposten erst im Juli 2012 angetreten. Vor ihr liegt die Mammutaufgabe, das schwächelnde Yahoo-Werbegeschäft wieder auf Touren zu bringen - und das gegen starke Konkurrenten wie Google oder Facebook. Sie hat ein neues Führungsteam um sich versammelt und will an die alten Erfolge von Yahoo anknüpfen, einem der Pioniere des Internet.
Die Informatikerin hatte vor 14 Jahren gleich nach dem Studium bei Google angefangen und wurde zum weiblichen Gesicht des Suchmaschinen-Betreibers. Sie half mit, aus einem Start-up den heutigen Internetriesen zu formen. Zuletzt verantwortete sie Googles Kartendienste.