Wirtschaft

Wohnbau-Kredite gibt es zum Schleuderpreis

So billig wie jetzt sind Häuslbauer und Wohnungskäufer noch nie zu Krediten gekommen. Ab kommenden Montag, 6. Oktober reduziert die s-Bausparkasse den Darlehenszinssatz für die ersten zwölf Monate von 1,5 auf 0,95 Prozent. Wer 100.000 Euro auf eine Laufzeit von 30 Jahren aufnimmt, kommt mit dem neuen Zinssatz im ersten Jahr um 27 Euro pro Monat billiger davon. Im zweiten Jahr zahlt man allerdings 2,25 Prozent.

Die Nachfrage nach Bauspardarlehen sei trotz der Tiefstzinsen aber derzeit nicht brüllend, gibt Josef Schmidinger, Chef der s-Bausparkasse zu. „Ein bisserl besser als im Vorjahr ist es aber schon“, fügt er hinzu. Der Grund: Die Konkurrenz der Banken. Sie bieten die Wohnbaukredite derzeit ebenfalls zum Schleuderpreis an. Bei der Erste Group etwa gibt es seit Anfang Oktober ein Wohnbau-Darlehen mit 2,25 Prozent fix auf die ersten zehn Jahre. Zum Vergleich: Das Zehn-Jahres-Fixzinsdarlehen der s-Bausparkasse kostet ab nächsten Montag 2,75 Prozent. Für die Folgejahre wird der Marktzins verrechnet. „An den Vorteil, dass die Bauspardarlehen im Gegensatz zu den Bankkrediten eine Zinsobergrenze haben, denkt niemand“, sagt Schmidinger. Denn das obere Zinslimit liegt mit sechs Prozent weit über aktuellen Zinsen.

Volksbanken warten

Noch zu keiner Zinssenkung hat sich die Bausparkasse des Volksbankensektors, die seit 1. September nicht mehr ABV, sondern start:bausparkasse heißt, durchringen können. Sie versucht noch mit einem zehnjährigen Fixzinssatz von 2,95 Prozent um Kunden zu werben. Zumindest bis Ende Oktober wolle man noch den Markt beobachten, erklärt ein Sprecher. „Über die Zinsen diskutieren wir aber dauernd“. Der Darlehens-Zins bei Wüstenrot liegt bei 2,3 Prozent. Wer sich niedrige Zinsen auf längere Zeit sichern will, kann den Kredit für zwölf Jahre zu fix 3,25 Prozent Zinsen bekommen. Wer den variablen Zins bevorzugt, startet jetzt mit 1,9 Prozent. Im Jänner wird dieser voraussichtlich auf 1,7 Prozent sinken.

Mit den Kreditzinsen fallen auch die Sparzinsen. Die s-Bausparkasse hat sie am 1. Oktober von 1,25 auf ein Prozent reduziert. All jene, die einen neuen Bausparvertrag abschließen, bekommen im ersten Jahr noch drei Prozent. Bei der start:bausparkasse gibt es bis Ende Oktober sogar 3,25 Prozent.

Die rasant steigenden Neu-Mieten in Wien, aber auch in Linz oder Graz haben vor allem einen Grund: Über Jahre wurde zu wenig gebaut – nicht, weil die Bauträger nicht wollten, sondern weil Projekte an Bürgerinitiativen und dem Mangel an Finanzierungen scheitern.

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„Es gibt etwa 30 Profis, die bei allen Immo-Projekten in Wien auftauchen und Bürgerinitiativen starten. Sie nehmen Tier- oder Umweltschutz – etwa Ziesel, die auf den Gstätten leben – als Vorwand, um Wohnbauten zu verhindern“, ärgert sich s-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger. Wien müsse sich entscheiden: Soll die Stadt wachsen? Dann brauche sie Wohnungen und Betriebe, die Jobs schaffen. Oder wolle die Stadt das Wachstum anderen überlassen, etwa den Chinesen? Die Politik müsse eine Entscheidung fällen.

Der zweite Aspekt, der den Wohnbau, aber auch Betriebsansiedlungen unterbinde, seien die leeren Kassen der öffentlichen Hand. Denn für die Erweiterung der Stadt brauche man Infrastruktur – Schulen, Kindergärten und Straßen. Das koste Geld, das derzeit niemand zur Verfügung stellen wolle. Den Mietern in den neuen Wohnungen könne man diese Kosten nicht aufbürden. Das würde die Mieten unleistbar machen.

Eine Asfinag für Wien

Zur Lösung der Finanzierungsfrage für die Infrastruktur hat Schmidinger zwei Vorschläge. Zum einen könnte ein Teil der Mauterlöse der Asfinag für den Anschluss ans Wiener Straßennetz verwendet werden. „Die Asfinag baut bis zur Stadtgrenze, dann ist es aus“, erklärt Schmidinger. Wolle man Betriebe ansiedeln, wie etwa auf den Asperngründen geplant, brauche man einen ordentlichen Autobahnanschluss. „Da fehlt die sechste Donaubrücke. Die scheitert am Geld und an den Umweltschützern“, so der s-Bausparkassen-Chef.

Variante zwei wäre die Gründung einer Art Wiener Asfinag. Dort könnten Gelder aus dem Parkpickerl, öffentliche Mittel und Finanzierungen der Wohnbaubanken eingebracht werden. Die Asfinag Wien könnte als Tochter der Wohnbaubanken, die sich derzeit am Kapitalmarkt äußerst billig finanzieren könnten, errichtet werden. Damit könnte die notwendige Infrastruktur finanziert werden.