Statistik Austria: Lebensqualität in Österreich weiter hoch. Aber: Einkommensschere und Arbeitslosigkeit wachsen.
Österreich ist keine Insel der Seligen mehr: Die Haushaltseinkommen und der Konsum gingen im Vorjahr zum dritten Mal in Folge zurück. Im selben Zeitraum stieg die Arbeitsproduktivität deutlich an - es wird seit 2013 mehr Arbeit in weniger Zeit geleistet. Aufgrund des relativen Wohlstands im Land ist aber ein großer Teil der Bevölkerung mit seiner Lebenssituation zufrieden.
"Den Österreichern geht es subjektiv sehr gut", sagte der Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, am Montag vor Journalisten in Wien. Jedoch habe die Dynamik, die den Wohlstand im Land begründe, in den letzten Jahren nachgelassen. Positiv sei, dass die Gruppe der Armutsgefährdeten im Vergleich zum Krisenjahr 2008 leicht abgenommen habe.
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Statistisch gesehen waren im Vorjahr nur mehr 18,3 Prozent bzw. rund 1,5 Millionen Menschen in
Österreich armutsgefährdet. Im Jahr des Wirtschafts- und Finanz-Crashes lag dieser Wert noch bei 20,6 Prozent. Wenn geringer Lohn, etwa durch Teilzeitjobs, keine bzw. verschwindend geringe finanzielle Mittel und das absolute Fehlen materieller Rücklagen zusammentreffen, erhöht sich das
Risiko von Armutaber massiv. Laut
Pesendorfer trifft dieses auf rund 70.000 österreichische Haushalte zu. Gefährdet sind insbesondere Alleinerziehende und ältere Frauen.
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Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf bewerten die Statistikexperten auf längere Zeiträume betrachtet "tendenziell positiv". Nach Rückgängen im Jahr 2013 und 2014 habe es im Vorjahr nur stagniert. Im Vergleich wuchs die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf in den EU-28 um 1,9 Prozent. Eindeutig positiv sei aber, dass sich in Österreich das BIP je geleisteter Arbeitsstunde, sprich die Arbeitsproduktivität, 2015 um 1,6 Prozent erhöht habe.
Weniger erfreulich ist, dass die inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen unselbstständig Beschäftigter immer weiter auseinanderdriften, trotz eingebremstem Verlauf im Jahr 2014. Geändert hat sich auch nichts an der Verteilung der verfügbaren Nettohaushaltseinkommen. Die Kluft zwischen hohen und geringen Einkommen blieb seit 2011 nahezu unverändert. Haushalte im obersten Fünftel haben viermal mehr Einkommen zur Verfügung als jene im untersten Fünftel.
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Ähnliches gilt auch für die
Vermögensverteilung in Österreich. Dessen "erhebliche Ungleichverteilung" setzt sich gleichfalls fort, wie aus den Daten der letzten "Household, Finance and Consumption Survey" (HFCS 2014) der
Oesterreichischen Nationalbank hervorgeht. Fünf Prozent der Haushalte besitzen 42 Prozent des Bruttovermögens. Zudem haben 70 Prozent der Haushalte mit Kindern laut dieser Untersuchung ein deutlich unterdurchschnittliches Finanzvermögen.
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Auch beim
Faktor Umwelthat
Österreich noch einiges nachzuholen. Problematisch sei der hohe Ressourcenverbrauch der Österreicher, betonte Alexandra Wegscheider-Pichler, Analytikerin bei der
Statistik Austria. Dies gelte vor allem für den Faktor Energie. Der Verbrauch der Österreicher liege deutlich über dem EU-Schnitt. Auch bei der Zersiedelung müsse
Österreich aufpassen. Der Flächenverbrauch sei alarmierend. Aktuell seien 37 Prozent des Landes als Bausiedlungsraum geeignet, davon wären bereits 17,8 Prozent verbaut.
Österreich müsse seine zusätzliche Verbauung reduzieren, warnte Wegscheider-Pichler.