Wirtschaft

Wo der Wohlstand in Österreich zuhause ist

Österreich ist reich, sehr reich sogar. Erst kürzlich bescheinigten uns die EU-Statistiker diese Tatsache: Nur Luxemburg bringt es innerhalb der EU auf ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als Österreich. Doch nicht alle Regionen des Landes haben gleichen Anteil an diesem Wohlstand.

In den Städten Wien, Linz und Salzburg sowie in den Industriezentren Oberösterreichs, Niederösterreichs und Vorarlbergs liegt die auf Einwohner umgelegte Wirtschaftsleistung deutlich höher als in den ländlichen Gebieten. Nach wie vor am unteren Rand der heimischen Wohlstandsskala sind die Ost-Grenzlandgebiete im Waldviertel, dem Burgenland und der Südoststeiermark zu finden.

Regionale Verankerung

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Woher stammen diese Wohlstandsunterschiede? Und vor allem: Wie kann Österreich sein hohes Niveau auch in Zukunft erhalten?Harald Mahrer, Präsident der wirtschaftsnahenJulius Raab Stiftung, der den „Wohlstandsatlas Österreich“ (Verlag Noir2013) herausgegeben hat, ist überzeugt, dass Wohlstand vor allem mit starken, regional verankerten Unternehmen zu tun hat. „Das ist vor allem in Oberösterreich und in Vorarlberg der Grund für den vergleichsweise höheren Wohlstand“, sagt Mahrer im Gespräch mit dem KURIER. Überall dort, wo es – auch aus historischen Gründen – zu wenig Unternehmen gebe, sei die Politik gefragt. Sie müsse Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Selbstständigkeit entwickle.
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Aufgeholt

Dem Burgenland sei dank EU-Förderung in den vergangenen Jahren ein beeindruckender Aufholprozess gelungen. Vor allem die Weinbauern hätten ihre Betriebe auf den neuesten Stand gebracht und könnten damit international reüssieren.

Dass es Österreich als Land ohne wesentliche Ressourcen wie Öl, Gas oder anderen Bodenschätzen überhaupt zu so hohem Wohlstand gebracht hat, ist für Mahrer die wahre Erfolgsgeschichte der heimischen Unternehmen. „Sechs von zehn Euro werden im Export erwirtschaftet, wenn man alle Zulieferbetriebe einberechnet“, sagt er. Österreich lebe existenziell von Kontakten ins Ausland. Dahinter würden Ideenreichtum und Risikogeist stecken.

Mindestens ebenso wichtig wie Unternehmertum sei für den Wohlstand die Bildung. Fachhochschulen wie jene in Eisenstadt oder Innovationszentren wie Hagenberg in Oberösterreich strahlten positiv auf die Wirtschaft aus. „Jede Menge Start-up-Unternehmen entstehen in diesem Umfeld. Solche Leuchttürme bräuchten wir noch viele“, betont Mahrer.

Zukunftsfragen

Die Herausforderung für die Politik sei, dieses Wohlstandsniveau in Zukunft zu erhalten. Wenn die Politik wissen wolle, was dafür zu tun sei, brauche sie nur die Jungen zu fragen. 82 Prozent der jungen Österreicher antworten: Bildung wird wichtiger. 73 Prozent sagen auch: Selbstständigkeit wird zu einer Selbstverständlichkeit. In der Energiefrage sieht eine große Mehrheit die Zukunft in alternativen Quellen und die städtische Jugend wünscht sie besseren öffentlichen Verkehr.

„Die Politik muss nur Rahmen setzen: Verkehrsinfrastruktur sichern, Bürokratie einbremsen, Bildung ausbauen, Arbeit weniger besteuern und älteren Menschen Anreize bieten, länger zu arbeiten“, lautet Mahrers Rezept. Dann könnte Österreich zu einem Leuchtturm Europas werden.