Wizz: Airlines steht harter Winter bevor, Ticketpreise werden sinken
Auf die Airlines kommen mit der kalten Jahreszeit und strengeren Coronavirus-Auflagen weitere Turbulenzen zu. "Der Winter wird für alle sehr hart", so Wizz-Chef Jozsef Varadi am Montag in Wien. Die ohnehin weniger ertragreiche Zeit für Fluglinien werde heuer zu einer besonderen Belastungsprobe. Die Ticketpreise werden mittelfristig weiter sinken, "um 10 bis 20 Prozent", schätzt Varadi.
Der Sommer sei für Wizz verhältnismäßig gut gelaufen, man habe sich schneller erholt als andere. Die neuen Restriktionen machen der Airline nun zu schaffen, die Nachfrage sinke. Dass jedes Land bei Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus seine eigene Suppe kocht, mache es besonders schwierig. Trotzdem wolle man keine Strecken streichen, sondern eher die Flugfrequenzen reduzieren. Varadi geht davon aus, dass 70 Prozent der Wizz-Strecken in den kommenden Monaten bedient werden können.
Der Wizz-Chef kritisierte Staatshilfen für angeschlagene Fluggesellschaften wie die AUA einmal mehr als Geldverschwendung und Wettbewerbsverzerrung. Das Geld werde nicht in die Restrukturierung oder Innovation gesteckt, zudem könnten die Fluglinien diese Kredite nie zurückzahlen. Wizz hingegen brauche kein Steuergeld, um durch die Krise zu tauchen. Im April sagte Wizz-Manager Stephen Jones noch: "Wir haben keine Regierung, zu der wir gehen könnten."
Wegen der Corona-Krise hat Wizz jedoch fast ein Fünftel der Belegschaft gekündigt. Man plane, die 1.000 Betroffenen wieder einzustellen, frühestens mit Beginn nächsten Jahres, meinte Varadi. Ein weiterer Jobabbau sei nicht geplant, die Gehälter wurden aber im Schnitt um 15 Prozent gekürzt. Wien war vom Stellenabbau nicht betroffen, die dortige Basis zählt zurzeit 251 Mitarbeiter. Aktuell sind am Wiener Flughafen sieben Flugzeuge stationiert, zwei weitere sollen heuer noch folgen.
Am Wiener Boden habe sich heuer viel geändert, die Kapazität habe sich im August gegenüber Jänner halbiert. Am Wiener Flughafen dominieren neben der AUA nun Ryanair und Wizz. Die Billigflieger hätten ihre Marktanteile deutlich ausgebaut. Der Städtetourismus, etwa in Wien oder Budapest, ist zurzeit tot, sagte Varadi. Geschäftsreisen werden noch länger unter Druck bleiben, das werde besonders der AUA zusetzen.
Insgesamt werde Wizz 2020 einen Verlust einfliegen, "wie jede andere Airline auch". Man habe mit 1,5 Mrd. Euro aber einen guten Cash-Polster. Müssten alle Flugzeuge am Boden bleiben, würde Wizz pro Monat ein Minus von 70 Mio. Euro verbuchen. Das wäre allerdings das Worst-Case-Szenario. Angesprochen auf die Rückerstattungen für Tickets, meinte Varadi, dass man viele Rückzahlungen abgewickelt habe und nur wenig Beschwerden erhalte.
Bedenken, sich im Flugzeug anzustecken, hätten die Menschen nicht. "Fliegen ist sicherer als in den Supermarkt zu gehen", meinte Varadi.
Varadi geht davon aus, dass die Ticketpreise sinken werden, um Passagiere anzulocken. "Das sehen wir bei jeder Krise." Eine Umsetzung des von der Regierung geplanten Mindestpreises für Flugtickets in Österreich sei legal nicht möglich. Auch glaube er nicht, dass aufgrund der Klimakrise künftig weniger geflogen wird. Die Bahn sei zwar für kurze Strecken eine Alternative, bei langen komme man ums Fliegen aber nicht herum.