Wie teuer leben wir?
Die Wurstsemmel beim Supermarkt ums Eck hat früher weit weniger gekostet als heute. Der wöchentliche Einkauf hat das Börserl früher viel weniger belastet und die Eintrittskarte fürs Kino war damals auch noch billiger. Auch Start-up Gründer Ali Mahlodji bestätigt diese Wahrnehmung: „Seit meiner Kindheit höre ich, dass das Leben tatsächlich teurer wird.“ In alltäglichen Situationen fällt uns der Preisanstieg immer wieder auf. Doch ist das Leben wirklich teurer geworden?
Fest steht, unser Wirtschaftssystem ist auf Wachstum aufgebaut. Ohne geht es nicht. Arbeitsmarkt, Sozialversicherungssysteme, Arbeitslosenhilfe oder Pensionssysteme sind auf diesem Prinzip aufgebaut, bestätigt auch Chef-Ökonom der ING-DiBa Carsten Brzeski. Ein Inflationsproblem besteht in Österreich allerding nicht: „Wir sehen schon leicht steigende Preise, aber die Rohstoffpreise etwa sind extrem gesunken, das Benzin ist billiger geworden, ebenso wie Metalle und Nahrungsmittel.“ Die Statistik Austria hat in den vergangenen Jahren aber vor allem in den Bereichen Nachrichtenübermittlung, alkoholische Getränke, Tabak, Restaurant und Hotels eine starksteigende Preisentwicklung festgestellt. Im Kontrast steht die Bekleidungs- und Schuhindustrie: Hier sind die Preise sogar zurückgegangen.
Konsum ist nicht gleich Konsum
Das so dringend benötigte Wachstum wird primär durch unseren Konsum angekurbelt und zählt deshalb als wichtiger Faktor der Volkswirtschaft. Konsumerhebungen zeigen, dass in Österreich die Menschen wieder konsumfreudiger geworden sind. Eine wichtige Entwicklung, die die Experten als Weg aus der Krise sehen. Trotzdem gilt: Konsum ist nicht gleich Konsum. „Wenn es aber überflüssiger Konsum wird, macht das niemanden glücklich – das schafft keine nachhaltige Wirtschaft.“, so Ökonom Brzeski. Jährlich werden Tonnen an Lebensmittel weggeworfen und durchschnittlich ersetzen wir alle 18 Monate unser Smartphone durch ein neues Gerät. Besonders bei Elektrogeräten locken mit neuen technischen Funktionen und sinkenden Preisen. Ali Mahlodji bestätigt: „Es ist eine paradoxe und perverse Welt. Wir haben uns völlig von der Frage entfremdet: Was hab ich? Was brauch ich?“