Wirtschaft

Wie sich Gutachter-Kosten auf Millionen summieren

Er ist der bestbeschäftigte Gutachter der Staatsanwaltschaft. Der Wirtschaftsprüfer Gerhard Altenberger, der wie berichtet, im Immofinanz-Buwog-Verfahren mehr als 3,86 Millionen Euro verrechnete, muss sich Fragen nach den Abrechnungsdetails gefallen lassen. Seit November 2008 setzte Altenberger rund 220.000 Euro für einfache Sekretariatstätigkeiten an – Fotokopieren, Listen-Schreiben und Ablage. Und verrechnete zig-tausende Euro an Büromiete sowie Aufwendungen und Abschreibung für IT.

So finden sich in den Verrechnungen, die dem KURIER gesamt vorliegen, beispielsweise für November und Dezember 2009 exakt 11.160 Euro an Sekretariatskosten (248 Stunden zu je 45 Euro, netto). Knapp 11.500 Euro scheinen für „zusätzliche Sachkosten (Miete, EDV-Aufwand und Abschreibung) für zwei Monate“ auf. 2012 werkte das fleißige Sekretariat von Jänner bis März 319 Stunden lang ausschließlich in Sachen Immofinanz (machte 14.355 Euro), die Sachkosten beliefen sich auf 13.545 Euro.

Laut Gebührenanspruchsverordnung ist es nicht untersagt, der Justiz Sekretariatskosten zu verrechnen. Es ist allerdings höchst unüblich. Bei der Beurteilung der Notwendigkeit von Hilfskräften seien „strengste Maßstäbe anzulegen“, wird etwa im „Handbuch des Buchsachverständigen“ empfohlen. Auch die Weiterverrechnung von IT-Abschreibungen hat Seltenheitswert. Um die knapp vier Millionen Euro Gesamthonorar könnte die Justiz etliche Jahre lang vier zusätzliche Staatsanwälte beschäftigten oder die Polizei vier Jahre lang 20 Ermittler.

Allerdings handelt es sich bei der Causa Immofinanz/BUWOG um das größte Strafverfahren, das die heimische Justiz bisher abhandelte. „Aus dem Komplex Immofinanz sind weitere Fälle entstanden, insbesondere die Telekom Austria, Hochegger oder die noch offenen BUWOG-Ermittlungsverfahren“, argumentiert Thomas Vecsey, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft. „Der Akt ist entsprechend groß, dafür musste eigene IT angeschafft und eigene Räumlichkeiten am Bauernmarkt angemietet werden“, sagt Altenberger. Der Akt ist tatsächlich riesig: 300 Terrabyte an Daten und tausende Aktenordner.

Auch gut möglich, dass der nicht rechtskräftig verurteilte Ex-Immofinanzchef Karl Petrikovics nun versucht, Altenberger als Gutachter abzuschießen. Fragt sich freilich, warum er die Altenberger-Rechnungen bisher nie beeinsprucht hat.