Wirecard-Betrug: "Wir hatten Indikationen, aber keine Beweise"
Der Wirtschaftsprüfer des nach einem Bilanzbetrug kollabierten deutschen Zahlungsabwicklers Wirecard hatte schon Jahre vor der Insolvenz Hinweise auf Unregelmäßigkeiten. "Wir hatten Indikationen, aber keine Beweise", sagte EY-Partner Christian Muth am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Finanzskandal. Er bezog sich dabei auf Unregelmäßigkeiten nach Übernahmen in Indien, die Gegenstand einer Sonderprüfung waren.
Muth sagte, er schiebe viel Frust mit sich rum. Daten und Emails seien in dem Fall immer wieder nicht zur Verfügung gestellt worden, auch Interviews nicht zustandegekommen ebenso wie eine Reise nach Indien.
Muth ist beim jahrelangen Wirecard-Prüfer Ernst & Young (EY) ein sogenannter Forensiker. "Wir suchen und finden Fakten", so der 45-Jährige. Dies geschehe durch die Auswertung der Buchhaltung, von Emails, öffentlich zugänglichen Informationen sowie Interviews mit Mitarbeitern in den zu prüfenden Unternehmen. Sein Team habe aber unabhängig vom eigentlichen Bilanz-Prüfungsteam agiert.
Der frühere DAX-Konzern Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche. Mehrere Ex-Manager von Wirecard sitzen in Untersuchungshaft, ein früherer Vorstand ist auf der Flucht. EY hat jahrelang die Bilanzen von Wirecard testiert und steht deswegen massiv in der Kritik. Muth sagte, dies werde intern aufgearbeitet zusammen mit externen Experten. EY trage zur Aufklärung bei, es gebe seiner Kenntnis nach aber noch keinen Zwischenbericht oder Ähnliches.