WIFO: "Zeit der billigen Rohstoffe vorbei"
In den USA spitzt sich nach der schweren Dürre die Lage weiter zu. Aus Sorge vor einer schlechten Ernte kletterte der Preis für Sojabohnen auf ein neues Rekordhoch. An der Rohstoffbörse in Chicago stand am Dienstag zu Mittag der meistgehandelte Future-Preis für ein Scheffel (ca. 27 Kilogramm) bei 17,03 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Damit ist der Sojapreis seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent gestiegen. Die USA gelten als der weltweit größte Produzent von Sojabohnen.
Nicht nur Soja, auch Getreide und Zucker verteuert sich derzeit. Nach drei Monaten des Rückgangs stieg daher auch der FAO-Nahrungsmittelpreisindex im Juli um sechs Prozent an (siehe Grafik unten) . Seit mehreren Wochen etwa steigen die Preise für Getreide und Ölsaaten sowohl in Europa als auch an der führenden Börse in Chicago. Der FAO-Index für Getreide erreichte einen durchschnittlichen Wert von 260 Punkten und war damit nur noch 14 Punkte von seinem bisherigen Rekord vom April 2008 entfernt. Damals kam es wegen der hohen Preise zu Hungerkrisen.
Experten rechnen mit weiterhin steigenden Rohstoffpreisen. "Die Zeit der billigen Agrarrohstoffpreise ist vorbei", sagt Franz Sinabell, Agrarexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Die Grundlage für die Preissprünge kämen zwar aus der Realwirtschaft, etwa durch schlechte Ernten oder höheren Fleischkonsum in den Schwellenländern. Preistreibend wirkt aber auch die umstrittene Lebensmittelspekulation in Form von Finanzanlagen.
Spekulation
Laut einer Studie der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch beträgt der Anteil der zu spekulativen Zwecken gehaltenen Verträgen allein in Chicago 80 Prozent. Dabei dürften Absicherungsverträge ("Hedging") aber einen größeren Anteil ausmachen. "Beim Getreidepreis ist der Anteil der spekulativen Beiträge durchaus messbar", sagt Sinabell. Generell sei diese Frage aber noch nicht endgültig wissenschaftlich geklärt.
Doch nicht alles wird teurer. Rückläufig sind derzeit die weltweiten Milch- und Fleischpreise. Während die Preise für Fleisch im dritten Monat in Folge zurückgehen, sinkt der FAO-Milchpreisindex bereits seit März 2011.
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