Wirtschaft

Wien: Strombörse führt Handel mit Ökostrom ein

Die Wiener Strombörse EXAA bietet als erster Marktplatz in Europa den Handel mit Ökostrom an. An den Börsen gehandelte Elektrizität gilt bei der Stromkennzeichnung als sogenannter "Graustrom", also Strom unbekannter Herkunft. Die EXAA habe nun dem Börsenstrom erstmals ein "grünes Mascherl" gegeben, da die Herkunftsnachweise für Ökostrom an der EXAA mitgehandelt werden können, sagte Vorstand Jürgen Wahl im Gespräch mit der APA.

Teurer als "Graustrom"

Mit dem neuen Grünstromprodukt werde die ökologische Erzeugung aus Wasserkraft, Windkraft & Co nun honoriert. Der Preis für den "grünen" Strom sei um 20 Cent bis 1,5 Euro pro Megawattstunde (MWh) höher als beim "Graustrom".

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Die EXAA leiste damit "Pionierarbeit in Europa", betont Wahl. Es geht beim Handel vor allem auch um Transparenz und Glaubwürdigkeit. Die Wiener Strombörse ist nur am Spotmarkt aktiv, es werden keine Derivate oder Futures gehandelt. Beim neuen Grünstromprodukt werden der Herkunftsnachweis und physischer Strom gleichzeitig geliefert.

Wie funktioniert es?

Partner für die Zertifizierung ist der deutsche TÜV Süd. Das heißt, der Bezug bei der EXAA ist gleichwertig mit einem Bezug bei einem von TÜV Süd "Erzeugung EE+" zertifizierten Anbieter, der laut Wahl derzeit am weitesten verbreitete Standard. Der zertifizierte Pool der Kraftwerke, die den Ökostrom liefern, ist vor dem Handel bekannt und dem Käufer wird damit garantiert, dass die entsprechende Strommenge zu jeder Zeit erzeugt werden kann. Verbunden ist man auch mit dem Stromnachweisregister der Regulierungsbehörde E-Control.

Gehandelt wird aktuell mit Grünstromzertifikaten aus Österreich, Norwegen und der Schweiz. An der EXAA gekaufte Herkunftsnachweise sind für die Stromkennzeichnung in Österreich zugelassen. Gehandelt wird nur Ökostrom, der nicht unter die Förderung laut Ökostromgesetz fällt. Die subventionierten Einspeisetarife sind in der Regel höher als die Marktpreise an der Strombörse.

Erstmals gehandelt wurde "grüner" Strom an der Wiener EXAA am 11. Dezember 2012, geliefert am nächsten Tag. Die Einführung habe etwas länger gedauert als geplant, räumt Wahl ein. Eine zuverlässige und transparente Zertifizierung sei aber wichtig, um die Glaubwürdigkeit zu sichern.