Wettbewerbshütern geht es jetzt um die Wurst
Von Simone Hoepke
Die Wettbewerbshüter lassen im Lebensmittelhandel nicht locker. „Es hat diese Woche weitere Hausdurchsuchungen gegeben“, bestätigt ein Sprecher der Bundeswettbewerbsbehörde dem KURIER. Konkret sind diesmal die Fleischverarbeiter im Visier der Wettbewerbshüter.
Am Montag haben fünf Beamte beim Wiener Wurstwarenerzeuger Wiesbauer stundenlang eine Hausdurchsuchung durchgeführt und Verkaufsunterlagen sichergestellt. Auch beim niederösterreichischen Schinkenspezialisten Berger waren die Beamten zu Besuch. Firmenchef Rudolf Berger wollte sich am Freitag nicht zu diesem Thema äußern.
"Mit Absprachen haben wir nichts zu tun."
Die Ermittlungen um Preisabsprachen im Lebensmittelhandel sind damit um eine Facette reicher. Wie berichtet, sucht die Behörde Beweise für Sternkartelle – also Preisabsprachen zwischen Lieferanten und Händlern. Der größte Lebensmittelhändler im Land, Rewe (Merkur, Billa, Penny, Adeg), hat bereits ein Bußgeld von 20,8 Millionen Euro gezahlt – die zweithöchste jemals in Österreich verhängte Kartellstrafe. Zudem zahlte die oberösterreichische Molkerei Berglandmilch (Schärdinger, Tirol Milch) eine Geldbuße von 1,125 Millionen Euro.
Ärger um Beamte
In der Lebensmittelbranche sorgen die Wettbewerbshüter naturgemäß für Ärger. Produzenten klagen, dass sie durch die Ermittlungen noch mehr unter Druck kommen, weil Preisgespräche mit Händlern immer schwieriger werden – weil beide Seiten nicht in den Verdacht von unerlaubten Absprachen kommen wollen. Gerade bei Aktionen, die den Umsatz eines Artikels im Durchschnitt verdreifachen, müsse es möglich sein, deren Zeiträume abzustimmen, um ausreichende Mengen sicherzustellen.
Österreichs Lebensmittelhandel ist fest in Händen der drei großen Handelshäuser Rewe, Spar und Hofer, die zusammen mehr als 80 Prozent Marktanteil haben.