Weltweit zweitgrößte Kinokette meldet Insolvenz an
Die weltweit zweitgrößte Kinokette Cineworld flüchtet unter den Schutz des US-Insolvenzrechts. Das hoch verschuldete britische Unternehmen meldete am Mittwoch für sein Geschäft in den USA und Großbritannien ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 (Chapter 11) an. Die 747 Cineworld-Kinos in zehn Ländern mit mehr als 9.000 Leinwänden sollen geöffnet bleiben. Das Unternehmen mit 28.000 Mitarbeitern ächzt unter einem Schuldenberg von 8,9 Milliarden Dollar (Stand Ende 2021).
Die Gläubiger stellten für die Sanierung und die Fortführung des Geschäfts knapp zwei Mrd. Dollar bereit. Sie dürften damit letztlich das operative Geschäft übernehmen. Cineworld warnte, die Aktionäre könnten fast leer ausgehen. Das Unternehmen war an der Londoner Börse am Dienstag gerade noch 54 Millionen Pfund (62,98 Mio. Euro) wert.
Der Insolvenzantrag hatte sich seit Wochen abgezeichnet. Die Branche leidet unter den Folgen der Coronakrise, in der Kinos in vielen Ländern monatelang schließen mussten. Auch geänderte Sehgewohnheiten der Zuschauer, die auf dem Sofa zuhause Filme bei Streaming-Diensten schauen, statt ins Kino zu gehen, setzen der Branche zu. Trotz der Filmstarts von James Camerons "Avatar 2" und "Top Gun: Maverick" mit Tom Cruise sind über den Sommer hinweg weniger Mega-Produktionen auf die große Leinwand gekommen als sonst, einige starten inzwischen direkt bei Streaminganbietern wie Netflix.
Die Sanierung nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts schützt Unternehmen für eine gewisse Zeit vor dem Zugriff der Gläubiger und erleichtert damit den finanziellen Neustart. Cineworld hatte seine Schulden vor allem mit der Übernahme des US-Konkurrenten Regal 2017 angehäuft. Beim Kauf von Cineplex kurz vor dem Corona-Ausbruch hatte Cineworld später einen Rückzieher gemacht. Im Zuge der Sanierung will Cineworld unter anderem die Mietverträge für die Kinos in den USA neu verhandeln.