Wellnesshäuser: Die Ebbe nach der Flut
Von Simone Hoepke
Betreiber großer Wellnessanlagen sind derzeit alles andere als entspannt. Die Konkurrenz ist groß, gleichzeitig drückt die Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage auf die Ausgabefreudigkeit der Kunden. Viele verzichten im Wellnessurlaub auf Behandlungen und Massagen, jammern die Hotelbetreiber.
Preiserhöhungen durchzupeitschen ist in diesem Umfeld so gut wie unmöglich. "Nach Preissteigerungen von durchschnittlich 4,29 Prozent in den vergangenen 20 Jahren waren es heuer nur noch 1,04 Prozent", sagt Christian Werner, Herausgeber des Wellnesshotelführers Relax Guide, der gerade in der 17. Auflage erschienen ist. Noch im Vorjahr lagen die Preissteigerungen bei 6,59 Prozent, rechnet er vor. Heuer hat sich jeder dritte Hotelier nicht mehr getraut, mehr für seine Zimmer und Leistungen zu verlangen, fast jedes siebente Hotel ist demnach sogar billiger geworden. Werner: "Und das in Zeiten steigender Kosten. Man kann sich unschwer vorstellen, wie sich das unweigerlich auf die Küche und auf die Dienstleistungsqualität auswirken muss."
Saisonen erfinden
Ein Teil des Problems ist hausgemacht. Bei der Saisongestaltung sind die Gastgeber erfinderisch. "Sie haben eine Vielzahl von Saisonen erfunden, der Spitzenwert liegt bei nicht weniger als 18", verweist Werner auf einen Tiroler Hotelier. Das Problem aus Hotelierssicht: Wer ständig Angebote fährt, tut sich auch in Zeiten mit guter Auslastung schwer, die Preise hoch zu halten. Betroffen sind vor allem jene, die nicht in der Top-Liga mitspielen können.
Das hat sich in der Branche auch schon herumgesprochen. Die Zeiten des Welnessbooms sind vorbei. Im Jahr 2002 hat es österreichweit 430 Wellnesshotels gegeben, 2014 waren es 1067. "Aber nach 2010 hat sich das Angebot nicht mehr wesentlich ausgeweitet", sagt Franz Hartl von der Österreichischen Tourismusbank (ÖHT). Hartl: "Der Markt ist ausgeschöpft, es tobt ein Verdrängungswettbewerb."
Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland, wo die Zahl der Wellnesshäuser (aktuell rund 1300) zwischen 2006 und 2014 gerade einmal um 100 gestiegen ist. Dazu kommt, dass es keine gültige Definition für die Bezeichnung "Wellnesshotel" gibt. Werner hat nur für ein Viertel der Häuser Lilien vergeben, die so etwas wie seine Sterne für die Wellnesshotellerie sind.
Ein Dutzend ist zu
Heuer haben in Österreich schon zwölf Wellnesshäuser ihre Pforten geschlossen. Auch das ist neu. Werner: "In den vergangenen 15 Jahren hatten wir, ausgenommen von ein paar wenigen Fällen, die es immer gibt, keine Schließungen."
Gescheitert sind auch viele Thermenprojekte. Auch hier ist nicht immer die Wirtschaftslage schuld. Laut Werner war es in vielen Fällen die wirtschaftliche Inkompetenz jener Politiker, "die sich mit einer Therme bei den Wählern beliebt machen und sich selbst ein Denkmal setzen wollten". Werner: "Diese Projekte waren schon in der Planung unrentabel."
Teure Erschließung
Ähnlich sieht das Hartl von der Tourismusbank: "Eine Therme bringt viele Jobs und stinkt nicht, deswegen wollten viele eine haben." Zumindest so lange es Investoren dafür gegeben hat – oft waren es Firmen, die selbst gebaut haben, wie die Vamed, die List-Gruppe (Asia Linsberg) oder Porr Solutions. Das Interesse ist schon vor Jahren verebbt. Hartl: "Es hat sich herumgesprochen, dass die Rentabilitätskirschen hoch hängen."
Zumal die Errichtungskosten mit 30 Millionen aufwärts hoch sind. "Eine Wasserfläche allein ist genauso sinnlos wie ein Hotel ohne Wasserfläche", sagt Hartl. Oft hält die Quelle auch nicht, was sie verspricht. In Kaprun ist das Wasser um ein paar Grad zu kühl, um sich Therme nennen zu dürfen.