Wirtschaft

Wein-Jahrgang 2015: Der Wille zu mehr Promille

Unglaublich, aber wahr. Es wird auch mal etwas besser. Wie etwa die Qualität des österreichischen Weins. Das freut die Gaumen der Konsumenten und füllt die Börsen der Winzer.

Es spricht nichts dagegen, dass der Trend zum besseren Geschmack weiter anhält. 2015 hatten es die heimischen Winzer deutlich leichter als im Jahr zuvor. Auf ein schönes Frühjahr 2015 folgte ein sehr heißer Sommer. Ab Mitte August gab es Regen. Der Herbst ermöglichte eine Weinlese ohne Zeitdruck.

Lediglich einige Weinbauern in Niederösterreich hatten kein gutes Jahr. Im östlichen Krems- und Kamptal sowie in der Region Wagram haben Hagelschauer die Ernte größtenteils zerstört.

So weit die meteorologische Rückschau in Kurzform. Und nun zu den kulinarischen Konsequenzen. Der heiße Sommer hat für gehaltvolle Weine gesorgt. Das freut vor allem die Rotwein-Konsumenten. Echt fett, könnte man sagen.

Aromatisch

Dazu kommen gute kräftige Weißweine mit etwas weniger Säure. "Ausgesprochen aromatisch", lautet etwa das Geschmacksurteil des Präsidenten des Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, für Sorten wie Sauvignon Blanc, Muskateller und Riesling.

Man kann natürlich einwenden, das Lob des Weinbaupräsidenten für den österreichischen Wein ist eine Vorgabe für die Ausübung dieser Funktion. Mag sein, aber die Entwicklung der Weinexporte ist ein klarer Beleg. Vor zehn Jahren betrug der Gesamterlös der Weinexporte rund 85 Millionen Euro. 2014 waren es bereits 145 Millionen Euro. Die Weintrinker im Ausland geben nicht mehr Geld aus, nur weil auf die Flaschen hübsche Etiketten geklebt werden.

Der Weinwirtschaft ist gelungen, was im Agrarsektor sonst kaum möglich ist. Es wurde weniger produziert, aber die Einnahmen sind wegen deutlich höherer Preise trotzdem gestiegen. Die Rechtfertigung für steigende Preise ist die steigende Qualität des Produkts.

Professionell

Falstaff-Chefredakteur Peter Moser ist seit 30 Jahren Profi- Weinverkoster. Seit 20 Jahren ist er für den Falstaff-Weinguide verantwortlich. Mosers Resümee seiner langjährigen Erfahrung: "Wir sind sehr professionell geworden. Die Ausbildung ist auf allen Ebenen deutlich besser. Das gilt für die Kellermeister genauso wie für das Marketing."

Dazu kommt der Strukturwandel in der heimischen Weinwirtschaft. Die Zahl der größeren Weinbaubetriebe steigt kontinuierlich an. Das erleichtert das Marketing.

Bei der Gesamtmenge ist Österreich allerdings nach wie vor ein Weinbauzwerg. Das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern. Die Jahresproduktion 2015 ist mit 2,27 Millionen Hektoliter im internationalen Vergleich nur ein Weintropfen auf dem heißen Stein. Italien kommt auf eine Jahresproduktion von 276 Millionen Hektoliter.

Weine aus Österreich sind daher auf allen Auslandsmärkten lediglich ein Nischenprodukt.

Hartnäckig

Um trotzdem Erfolg zu haben, bedarf es einer gewissen Hartnäckigkeit. Der Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, Willi Klinger, bevorzugt eine andere Wortwahl: "Entscheidend ist die Kontinuität." So ist es etwa gelungen, die Sorte Grüner Veltliner international bekannt zu machen.

Auch bei den Weinbauregionen sind es nicht mehr nur die üblichen Verdächtigen wie die Wachau, die Südsteiermark oder das Burgenland, die das Lob von renommierten Weinjournalisten abräumen. Stephan Reinhardt, Weinkritiker für den international einflussreichen Wine Advodcate, hat sich im Herbst 2015 durch das Weinviertel gekostet.

Herrlich

"Herrlich, klar, frisch und fruchtig, leicht würzig – ein Wein, den sie liebend gern trinken und genießen werden", lautete sein Urteil.

Von den Erfolgen der Weinwirtschaft profitiert auch der Tourismus. Ende Jänner wurde Österreich von einer Plattform der amerikanischen Reiseindustrie noch vor berühmten Wein-Regionen wie Toskana und Bordeaux zur "Best Wine Travel Destination Europe" gewählt. Weintouristen gehören in die Kategorie Reisende mit dicker Brieftasche.

Jede Menge dicke Brieftaschen gibt in China. Kein Wunder, dass das Land ein Hoffnungsmarkt für alle ist, die Wein in höheren Preiskategorien verkaufen wollen. Die Chinesen sind durchaus bereit, für gute Qualität tiefer in die Tasche zu greifen.

Dauerhaft

Der chinesische Internet-Milliardär Jack Ma hat eine dauerhafte Lösung gefunden. Seit Kurzem ist der Gründer der Internet-Handeslplattform Alibaba Besitzer des 80 Hektar großen Weinguts Chateau de Sours in der Region Bordeaux. Es geht doch nichts über Selbstversorgung.

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