Webshops: Jeder zweite Euro fließt auf ausländische Konten
Von Simone Hoepke
Manche Rekorde sind erwartbar. Im Vorjahr wurden an Spitzentagen vor Weihnachten 470.000 Pakete ausgetragen, heuer werden es wohl noch mehr sein. Dank der Onlinehändler, die über boomende Geschäfte jubeln. Das Problem aus österreichischer Sicht: Jeder zweite Euro, den die Österreicher in Webshops ausgeben, fließt auf das Konto eines ausländischen Anbieters. Die Liste reicht von Amazon bis Zalando. Bei online bestellten Schuh- und Lederwaren liegt die Quote laut KMU Forschung Austria bei 70 Prozent. Bei Computern und Büchern ebenso. Bei Textilien fließen 60 % der Ausgaben ins Ausland ab, bei Elektroartikeln 50 und bei Möbeln und Dekorationsware 40 Prozent, so die letzte Erhebung.
Knackpunkt Retouren
Österreichs Webshops sind nie richtig vom Fleck gekommen. "Die meisten heimischen Onlineanbieter machen weniger als 100.000 Euro Jahresumsatz", weiß Peter Schnedlitz, Handelsprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien. An den Webshops haben bisher vor allem Berater und Webdesigner verdient, wird geätzt. Kleinere Händler verzweifeln oft an der Logistik, sprich an den Retouren. Viele bestellen gleich mehrere Größen und schicken die halbe Ware retour. Ein Aufwand, der ohne entsprechendes Personal schwer handelbar ist.
Harald Gutschi, Chef der Versandhandelsgruppe Unito (unter anderem Otto, Quelle, Universal), erwartet dieses Jahr zu Weihnachten um 15 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Er ruft das Motto: "Sofa statt Stadtbummel" aus und verweist auf die hohen Wachstumsraten bei Bestellungen übers Smartphone. 15 Prozent des Gesamtumsatzes würden bereits über Smartphones einlangen. Was Gutschi besonders gern betont: Im Gegensatz zu Mitbewerbern ist Unito, Teil der deutschen Otto-Group, mit Standorten in Salzburg, Graz und Linz in Österreich vertreten und beschäftigt hierzulande mehr als 600 Mitarbeiter.