Wirtschaft

Warum Thunfisch 2018 teurer wird

Thunfisch wird Anfang nächsten Jahres teurer. Das steht für Jörg Grossauer außer Frage. "Bei Rohfisch hatten wir binnen zwei Jahren Preissteigerungen von mehr als 30 Prozent", rechnet der Chef von Bolton Austria und damit der Marke Rio Mare vor. Viele Flotten seien defizitär unterwegs, der Fisch in den Regalen schlicht zu billig.

Die Gründe für den Preisauftrieb liegen auf der Hand. Die weltweite Nachfrage steigt, die verfügbaren Menge nicht. Die ISSF (International Seafood Sustainability Foundation), zu der sich große Fischvermarkter wie Rio Mare zusammengeschlossen haben, hat im Vorjahr beschlossen, dass keine neuen Flotten auf die Weltmeere gelassen werden. Sprich: Kommt doch ein neues Schiff, muss es ein altes ersetzen. Eine Maßnahme, die auch eigennützig ist. Schließlich wollen sich die Firmen nicht ihre eigene Geschäftsgrundlage wegfischen.

Um den Ruf der Thunfischfänger ist es überhaupt nicht gut bestellt. Schließlich stehen der blaue und der rote Thunfisch auf der Liste der gefährdeten Tiere. "Wir verarbeiten aber ausschließlich den Skipjack, das ist die kleinste und am häufigsten vorkommende Art – und eine, die nicht gefährdet ist", betont Grossauer. Auch das Problem des Beifangs – dass etwa Haie oder Wasserschildkröten in den Netzen landen – sei keines. Schließlich werde immer mehr mit der Angel gefangen – was auf den Dosen auch ausgelobt wird.

Akkordfischen

Dabei darf man sich freilich kein romantisches kleines Fischerboot vorstellen. Es handelt sich um lange Boote mit zig Fischern an Bord, die via Echolot Thunfischschwärme ausmachen und ansteuern. Dann ziehen die Fischer im Rekordtempo Fisch für Fisch aus dem Wasser, lassen sie rücklings auf den Boden fallen, von wo aus sie in den Schiffsbauch rutschen und sofort eingefroren werden. Die Fangtechnik mit Angelrute und Leine ist vergleichsweise aufwendig, die Kosten liegen etwa 15 Prozent über der herkömmlichen Methode.

Im Gegensatz zum Fang von Schollen ist es nicht üblich, dass Thunfisch sofort am Schiff verarbeitet wird. So fischen die Schiffe von Europas Marktführer Rio Mare vor allem auf den Malediven und Salomonen (Südsee) und bringen die größten Mengen nach Italien. Nördlich von Mailand steht die größte Fischfabrik des Konzerns, in der täglich bis zu drei Millionen Konserven abgefüllt werden. Die Fabrik füllt also binnen drei Tagen fast eine österreichische Jahresration – zehn Millionen Dosen – ab. Die Österreicher haben immer mehr Appetit auf Thunfisch. Binnen sieben Jahren haben sie den Thunfisch-Umsatz von 37,5 auf 66,3 Millionen Euro getrieben, wobei fast die Hälfte der Dosen in Aktion gekauft wird.

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Etwa die Hälfte der Dosen kommt unter einer Eigenmarke einer Handelskette auf den Markt. Wertmäßig teilt sich der Markt in drei Teile auf: Ein Drittel geht auf das Konto der Eigenmarken, eines zu Rio Mare und eines zum Konkurrenten Vier Diamanten.

Grossauer sieht vor allem in Convenience-Artikeln wie Thunfischsalaten mit Couscous Potenzial. Schon jetzt tragen diese ein Drittel zum Österreich-Umsatz von Rio Mare bei. 2016 haben die Österreicher 106 Millionen Euro für Fischkonserven ausgegeben, davon zwei Drittel für Thunfisch. Zum Vergleich: Der Markt für tiefgekühlten Fisch ist 110 Millionen Euro schwer.

Laut Grossauer hält Fisch in unbeschädigten Dosen quasi ewig. Selbst die EU überlege, das Mindesthaltbarkeitsdatum von den Verpackungen zu streichen.

Rio Mare

Die Marke ist Teil der italienischen Bolton Gruppe mit Sitz in Mailand und laut eigenen Angaben europäischer Marktführer bei Thunfisch aus der Dose. Das Unternehmen, das zu 100 Prozent in Privatbesitz ist, produziert auch Dosenfleisch, Ketchup, Küchenrollen oder Kosmetik. Zu den bekanntesten Marken gehören UHU, WC Net oder Collistar.

Vier Diamanten

Traditionell stark in Österreich vertreten ist die Marke Vier Diamanten, die zum Mitsubishi-Konzern gehört.