Warum Richard Lugner nicht ans Aufhören denkt
Von Anita Staudacher
Gemma Lugner" heißt es seit einem Vierteljahrhundert in Wien-Fünfhaus. Eines der bekanntesten Einkaufszentren Österrreichs, die Wiener "Lugner City" feiert dieser Tage ihr 25-Jahr-Jubiläum. Mit allem, was Hausherr Richard Lugner aufzubieten hat: Oktoberfest-Gaudi, Rabattaktionen, Politiker-Stelldichein.
Als am 27. September 1990 die Lugner City auf einer Fläche von 15.000 Quadratmeter eröffnete, gab es viele Unkenrufe. Experten gaben dem Standort am stark befahrenen Gürtel keine Chance, ein Gutachten sprach gar von einer Fehlinvestition. Doch Lugner nutzte geschickt seine Prominenz als Society-Löwe und schuf weit mehr als nur eine überdachte Einkaufsmöglichkeit.
Zweites Wohnzimmer
Heute ist die Lugner City doppelt so groß und vor allem für junge Menschen in der Umgebung, häufig mit Migrationshintergrund, so etwas wie ein "zweites Wohnzimmer". Während die Shops kommen und gehen, wurden Kino, Gastronomie und Entertainment immer wichtiger.
Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums macht sich Richard Lugner, der nächste Woche seinen 83. Geburtstag feiert, langsam Gedanken um die Nachfolge. Seine Frau Cathy werde gerade eingeschult, erzählt Lugner. Bevor sie das Center leitet, soll sie zunächst aber erst einmal ein Geschäft führen. Bis auf weiteres wird also der Hausherr selbst den Laden schupfen. "Ich bin jeden Tag um 9 Uhr im Büro und verbringe 60 bis 70 Stunden in der Woche im Center", sagt Lugner zum KURIER.
Mit den Umsätzen zeigt er sich trotz anhaltender Konsumflaute zufrieden. Im ersten Halbjahr gab es ein Umsatzplus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr, auch für das Gesamtjahr wird ein Umsatzplus erwartet. Am Donnerstag sperrte das Modelabel "Bik Bok" seine vierte Filiale in der Lugner City auf, mit Semendria und Nacho Libre gibt es auch zwei neue Gastro-Betriebe. Um das 25 Jahre alte Center etwas zu modernisieren, kamen heuer neue Marmorböden, eine neue Klimaanlage und neue WC-Anlagen hinzu.
Sonntagsrebell
Noch nicht aufgegeben hat Lugner in Sachen Sonntagsöffnung, für die er seit 25 Jahren auch juristisch kämpft. Bisher freilich vergeblich. Dass in Wien aktuell eine Erweiterung der Sonntagsöffnung nur in sogenannten Touristenzonen angedacht wird, regt den "Sonntagsrebellen" besonders auf. Die Lugner City wäre nämlich in keiner dieser Touristenzonen, was eine klare Ungleichbehandlung wäre. "Wir haben hier eine Zweiklassengesellschaft", ärgert sich Lugner. So dürften die dominierenden Handelsmarken Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Bipa) und Spar in Tankstellen und rund um die Uhr aufsperren "und sich blöd verdienen".
Nach Ansicht von Lugner brächte der Sonntag sehr wohl Mehrumsätze im Handel. Diese seien dringend nötig, da 10 bis 15 Prozent des Umsatzes jährlich an den Online-Handel verloren gingen. Aber die Politiker "haben von Wirtschaft keine Ahnung". Es bleibt also noch viel zu tun für den Lugner.