Warum laut Schweinezyklus jetzt mehr Ferkel in die Ställe ziehen
Von Simone Hoepke
"Hast du Schweine, hast du Scheine", lautete ein alter Spruch, der zuletzt allerdings eher für Gelächter sorgte. Die Preise waren nach dem Russland-Embargo im Keller, das Geschäft bei Deckungsbeiträgen von zehn Euro pro verkauftem Tier alles andere als lukrativ.
Viele Bauern haben ihre Ställe lieber früher als später dicht gemacht und den Strukturwandel weiter vorangetrieben. Nachdem sich die Zahl der Schweine binnen zehn Jahren halbiert hat, ist sie auch im ersten Halbjahr 2017 wieder um 4,4 Prozent zurückgegangen. Bei Mastschweinen weist die Statistik Austria sogar ein Minus von knapp zwölf Prozent aus.
Schweinezyklus
Dass Schnitzel und Braten aus österreichischer Produktion demnächst aus sind, muss man nicht befürchten, betont Johann Schlederer, Chef der Österreichischen Schweinbörse. "Nächstes Jahr wird der Rückgang zumindest gestoppt werden", ist er überzeugt. "Das ist der ganz normale Schweinezyklus." Seit Mitte 2016 ziehen die Schweinepreise wieder an, die Deckungsbeiträge liegen laut Experten aktuell bei durchschnittlich 30 Euro. Die Mast wird interessanter. Von der Entscheidung, wieder mehr Schweine in den Stall zu holen bis zur ersten Schlachtung vergehen durchschnittlich elf Monate. Der Bestand an Ferkeln und Zuchtschweinen zieht bereits an.
Nicht nur in Österreich, sondern in so gut wie allen EU-Ländern. Damit könnten schon im zweiten Halbjahr 2018 wieder zu viele Schweine am Markt sein und die Produktion in der Folge wieder gedrosselt werden.
Vorausgesetzt, es passiert nichts Unerwartetes. "Die größte Gefahr für österreichische Bauern ist ausgerechnet die afrikanische Schweinepest", meint Schlederer. Denn diese wurde nicht nur bei Wildschweinen in Polen und der Ukraine, sondern auch im tschechischen Grenzgebiet nachgewiesen. "Kommt so ein Fall bei unseren Hausschweinen vor, ist der Markt in Asien über Jahre hinweg kaputt."
Schweinsohr für Asien
Asien ist ein wichtiger Abnehmer von Schweinefleisch aus Europa. Statistisch gesehen produziert die EU um 20 Prozent mehr Schweinefleisch als der Binnenmarkt benötigt. Damit wird jedes fünfte bis sechste Schwein exportiert – vor allem nach Asien. Bei Ohren, Pfoten oder Fettartikeln wird sogar mehr als die halbe Produktion in Richtung Asien verschifft.
Wie gut die Europäer in Japan, Südkorea oder Taiwan im Geschäft sind, hängt nicht nur davon ab, ob diese Länder für die vergleichsweise hohe Qualität zahlen wollen oder lieber zu günstigerer Ware – etwa aus Brasilien oder aus den USA – greifen. Auch die Euro-Dollar-Entwicklung spielt eine wesentliche Rolle, da die Geschäfte in Dollar abgewickelt werden. Der derzeit relativ starke Euro ist so nicht sehr hilfreich.
In einem Preisvergleich unter weltweit 50 Ländern ist Fleisch übrigens in Indien am günstigsten, gefolgt von der Ukraine, Brasilien und Kolumbien. Zumindest ergibt das der Fleischpreis-Index des Online-Marktplatzes Caterwings. Kaufkraftbereinigt haben die Inder davon wenig. Sie müssen knapp 40 Stunden arbeiten, um dieselbe Menge Schweinefleisch zu kaufen wie Dänen mit nur 0,7 Stunden Arbeit, so die Studie. Am teuersten ist Fleisch demnach in der Schweiz (142 Prozent über dem Durchschnitt), gefolgt von Norwegen und Hongkong (64 bzw. 61 Prozent).